Immer pünktlich von A nach B: Teil 1

Doktorand Lukas Paetow, hier an einer Brücke am Kiso River, ist derzeit im japan
Doktorand Lukas Paetow, hier an einer Brücke am Kiso River, ist derzeit im japanischen Nagoya. © Lukas Paetow
Ich bin ein großer Fan des lokalen Essens geworden, das weit mehr als Ramen und Sushi zu bieten hat. Die Servicekräfte sind auffallend höflich. Insgesamt wirken die Menschen in Japan mir gegenüber zunächst etwas schüchtern. Dementsprechend habe ich gelernt, wie ich besser auf Leute zugehe und das Eis breche. Im Wohnheim und an der Universität treffe ich Menschen aus vielen anderen Kulturen aus Asien und Europa. Dies ist für mich eine Bereicherung, weil ich auf diese Weise mein Englisch deutlich verbessern konnte.

Ich führe mit quantenchemischen Computerprogrammen Berechnungen an Molekülen durch, um chemische Fragestellungen zu beantworten und die Stärken und Schwächen der verwendeten Modelle besser zu ergründen. In dem Gebäude, in dem ich arbeite, sitzen die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter verschiedener Arbeitsgruppen und Fächer gemischt, und die Labore im Stockwerk unter den Büros sind durch Wände aus Glas sichtbar. Das soll bei der eher verschlossenen Arbeitskultur in Japan zu Offenheit und Kooperation ermutigen.


In Anbetracht all der Dinge, die das Leben hier komfortabel machen, fällt es mir leicht, viel zu arbeiten und zu schaffen. In meiner Freizeit habe ich mich beim Erkunden des Landes für die Architektur begeistert - aber nicht für die, die man sich vielleicht als Erstes beim Gedanken an Japan vorstellt, beispielsweise traditionelle Tempel, sondern moderne Betonbauten im Stil des Brutalismus. Zwei Highlights waren für mich die "Uji Station" - ein kreativ konzipierter Bahnhof in Kyoto - und das weltgrößte Entwässerungssystem "Metropolitan Area Outer Underground Discharge Channel". Sein Ende besteht aus einer etwa 180 Meter langen unterirdischen Halle, die auf ihre Art wie das Innere einer Kathedrale anmutet.

Internationale Kooperation und interkultureller Austausch haben aus meiner Sicht unerwartete positive Effekte auf das eigene Leben und auch auf diejenigen, die man im Gastland kennenlernt. Ich nehme meine eigene Kultur mittlerweile anders wahr; ich ordne sie in einen größeren Kontext ein. Vieles, was man vorher für normal hielt und als gegeben annahm, hinterfragt man nun, und man versteht besser, wie man von Menschen anderer Kulturen wahrgenommen wird. Zum Beispiel versuche ich nun, bei Begrüßungen mehr zu lächeln.

Meinen Aufenthalt in Japan genieße ich jeden Tag. Und doch freue ich mich darauf, bald wieder nach Münster zurückzukehren. Mithilfe von Chatprogrammen und der sozialen Medien habe ich die gesamte Zeit über den Kontakt mit meinen Freunden und meiner Familie gehalten - das hat es mir erleichtert, mit dem Leben in der Heimat auch aus der Ferne mitzuhalten.


Dieser Artikel stammt aus der Unizeitung wissen leben Nr. 2, 2. April 2025.

Die Serie " Von der Uni in die Welt " :

Immer schön im eigenen Saft schmoren, mit Scheuklappen durch den Lernmarathon, forschen ohne Kontakt zur Außenwelt? Nicht an der Uni Münster! Die Universität legt Wert auf Internationalität und eine weltoffene Atmosphäre. Wer eine Zeit lang im Ausland forscht oder lehrt, bringt viele Geschichten mit. Einige davon erzählen wir in dieser Serie.