
Ich führe mit quantenchemischen Computerprogrammen Berechnungen an Molekülen durch, um chemische Fragestellungen zu beantworten und die Stärken und Schwächen der verwendeten Modelle besser zu ergründen. In dem Gebäude, in dem ich arbeite, sitzen die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter verschiedener Arbeitsgruppen und Fächer gemischt, und die Labore im Stockwerk unter den Büros sind durch Wände aus Glas sichtbar. Das soll bei der eher verschlossenen Arbeitskultur in Japan zu Offenheit und Kooperation ermutigen.

In Anbetracht all der Dinge, die das Leben hier komfortabel machen, fällt es mir leicht, viel zu arbeiten und zu schaffen. In meiner Freizeit habe ich mich beim Erkunden des Landes für die Architektur begeistert - aber nicht für die, die man sich vielleicht als Erstes beim Gedanken an Japan vorstellt, beispielsweise traditionelle Tempel, sondern moderne Betonbauten im Stil des Brutalismus. Zwei Highlights waren für mich die "Uji Station" - ein kreativ konzipierter Bahnhof in Kyoto - und das weltgrößte Entwässerungssystem "Metropolitan Area Outer Underground Discharge Channel". Sein Ende besteht aus einer etwa 180 Meter langen unterirdischen Halle, die auf ihre Art wie das Innere einer Kathedrale anmutet.

Meinen Aufenthalt in Japan genieße ich jeden Tag. Und doch freue ich mich darauf, bald wieder nach Münster zurückzukehren. Mithilfe von Chatprogrammen und der sozialen Medien habe ich die gesamte Zeit über den Kontakt mit meinen Freunden und meiner Familie gehalten - das hat es mir erleichtert, mit dem Leben in der Heimat auch aus der Ferne mitzuhalten.

Dieser Artikel stammt aus der Unizeitung wissen leben Nr. 2, 2. April 2025.