Bei ,,Heritage" geht es nicht nur um materielles Kulturerbe, das zum Beispiel in Form von Ausstellungsobjekten in Museen identitätsstiftend wirken kann. Auch immaterielle Aspekte oder das Naturerbe werden betrachtet. So werden die Forschenden unter anderem danach fragen, wie Heritage in unterschiedlichen Kontexten hergestellt, ausgehandelt und verändert wird, welche Rolle die Natur in der Ausformung kulturellen Erbes spielt oder wie Gesellschaften weltweit mit umstrittenen Kulturgütern oder mit der Erinnerung an Verbrechen gegen die Menschlichkeit umgehen. Damit werden sie nicht nur neue Perspektiven für gesellschaftliche Debatten liefern, sondern auch innovative Ansätze für die Geistesund Sozialwissenschaften hervorbringen. Geleitet wird das InHerit-Kolleg von zwei HU-Professorinnen, der Kunsthistorikerin Eva Ehninger und der Sozialanthropologin Sharon Macdonald.
,,Die Vorstellung von einem geteilten kulturellen Erbe formt das Selbstverständnis von Gesellschaften, sie ist verantwortlich für die Herausbildung von Identität und Differenz, sie unterstützt Gefühle von Zugehörigkeit oder Fremdheit", so das Credo der Direktorinnen. ,,InHerit stellt die Vorstellung von Geschichte, die man passiv ,erbt’, und die eindeutig bestimmt, wohin man gehört, auf den Kopf. Wir verstehen ,Heritage’ stattdessen als eine Aktivität, die unterschiedlichste Prozesse und Akteure an weit verstreuten Orten einschließt, und die dem ständigen Wandel unterliegt", sagt Ehninger.
,,InHerit entwickelt einen eigenständigen geisteswissenschaftlichen Forschungsbereich, um grundlegende und hochaktuelle gesellschaftliche Transformationsprozesse zu erforschen. Es hat Modellcharakter für eine praxisorientierte, selbstreflexive und im offenen Dialog entwickelte geisteswissenschaftliche Forschung und wird einen entscheidenden Beitrag zur Neujustierung des Verhältnisses von Gesellschaft, Geschichte, Kultur und Natur leisten", sagt Macdonald.
InHerit führt internationale Fellows zusammen, die zu unterschiedlichsten Heritage-Praktiken forschen werden. Zudem ist das Format des Käte Hamburger Kollegs darauf ausgerichtet, den Wissensaustausch zwischen Wissenschaft und Gesellschaft zu stärken. Die Forschungsergebnisse des Kollegs werden in experimentellen, künstlerischen Formaten aufbereitet und öffentlich gemacht. Die kontinuierliche Auswertung dieser Formate unterstützt die weitere Forschungsarbeit des Kollegs.