Forschende der RWTH Aachen, der Universität Bonn und der Heimbach GmbH haben eine nachhaltige und Methode entwickelt, um Öl aus Gewässern zu entfernen.
Ein Boot stößt im flachen Uferbereich eines Sees gegen einen großen Stein. Dabei wird der Tank beschädigt, und einige wenige Liter Diesel laufen in das Gewässer. Die Feuerwehr setzt zur Unfallbekämpfung eine neue Technologie ein, die bis zu vier Liter Diesel pro Stunde von der Wasseroberfläche entfernen kann. Das entspricht einem Ölfilm von etwa 100 Quadratmetern. Ein solches Szenario könnte der Einsatz des Bionic Oil Adsorber (BOA) sein - eine Entwicklung der Doktorandin Leonie Beek und einem Forschungsteam des Instituts für Textiltechnik (ITA) der RWTH Aachen, der Universität Bonn und der Heimbach GmbH. Mit dieser Methode lassen sich Ölverschmutzungen in Seen, Flüssen und anderen Gewässern energiesparend, kostengünstig und ohne Einsatz toxischer Substanzen beseitigen.
BOA besteht aus einer schwimmenden Konstruktion mit einem Behälter, der ein ins Wasser ragendes Textil enthält. Sobald das Textil mit dem Dieselfilm auf der Wasseroberfläche in Kontakt kommt, adsorbiert es die ölhaltige Flüssigkeit und transportiert sie in den Behälter. Dort tropft der Diesel in den Auffangbehälter, der jederzeit geleert und erneut genutzt werden kann.
Zwar waren auch schon vorher Textilien bei der Entfernung von Öl aus Gewässern im Einsatz, diese waren jedoch nicht wiederverwendbar. Vliestextilien saugen das Öl auf und werden anschließend verbrannt. Dispersionsmittel spalten den Ölteppich zwar in kleinere Tröpfchen auf, sind aber oft umweltschädlich. BOA hat diese Nachteile nicht und ist zudem deutlich günstiger als die anderen Optionen. Leonie Beek hat berechnet, dass das BOA-Textil mit 10 Cent pro Liter Öl etwa fünfbis dreizehnmal günstiger ist als herkömmliche ölbindende Vliesstoffe.
Nach seinem Einsatz kann BOA leicht aus dem Gewässer entfernt werden, ohne dass Abfall zurückbleibt. Bei Ölunfällen könnten mehrere dieser Adsorber kombiniert werden, um eine größere Fläche zu säubern, erklärt Leonie Beek. ,,BOA könnte theoretisch auch in industriellen Prozessen zum Einsatz kommen", ergänzt die studierte Bionikerin und Maschinenbauerin.
Die Idee für diese Anwendung stammt aus der Natur: Die Forschenden fanden heraus, dass die Blätter eines Schwimmfarns Öl schnell aufnehmen und gleichzeitig von Wasser trennen. Möglich machen dies feine Haare auf der Pflanze, während die restliche Oberfläche mit einem wasserabweisenden Wachs Überzogen ist. Dieses Prinzip nahmen sich die Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler zum Vorbild: ,,Bei dem Textil, das wir entwickelt haben, handelt es sich um ein superhydrophobes, also stark wasserabweisendes Textil", erklärt die Wissenschaftlerin. BOA lässt sich in verschiedenen Größen herstellen, je nach geplanten Einsatzort. Wenn alles nach Plan verläuft, könnte die Erfindung in ein bis drei Jahren marktreif sein.
Ölverschmutzungen in Gewässern bekämpfen
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