Neue Studie zeigt: Frauen tragen Überproportional zu wissenschaftlichen Publikationen in dem Forschungsfeld bei
Wissenschaftlerinnen, die im Bereich Ökologische Forschung arbeiten, tragen Überproportional zum Forschungsoutput bei: Eine neue Studie legt die Dimension des Gender Bias (geschlechtsbezogener Verzerrungseffekt) bei wissenschaftlichen Veröffentlichungen im Bereich der Ökologie offen. Demnach machen Frauen zwar nur 30 Prozent der Autor*innen in dem führenden Journal Ecology aus, ihre Beiträge aber liegen deutlich über dem, was der Wahrscheinlichkeit nach zu erwarten wäre. Die Studie wurde von einem Team von internationalen Wissenschaftler*innen unter der Leitung von Gabriela Fontanarrosa ( Instituto de Biodiversidad Neotropical/IBN-CONICET) und Frau Lucía Zarbá (Universidad Nacional Tucuman/INTEPH CONICET-UNT) sowie unter maßgeblicher Beteiligung der Geografin María Piquer-Rodríguez von der Freien Universität Berlin durchgeführt und ist gerade im renommierten Fachmagazin PLOS One erschienen (abrufbar unter: https://journals.plos.org/plosone/article’id=10.1371/journal.pone.0307813Die Studie mit dem Titel ,,Over Twenty Years of Publications in Ecology: Over-Contribution of Women Reveals a New Dimension of Gender Bias" analysiert über 5.000 Artikel, die von 1999 bis 2021 im Journal Ecology veröffentlicht wurden. Die Wissenschaftler*innen entwickelten eine neuartige Metrik, den Women’s Contribution Index (WCI), um die individuellen Beiträge von Autorinnen anhand ihrer Position in der Autor*innenliste und der Gesamtzahl der Koautor*innen zu quantifizieren. ,,Unsere Ergebnisse stellen die Vorstellung von der Leistungsgesellschaft in der Wissenschaft in Frage", sagte die Hauptautorin Dr. Gabriela Fontanarrosa, Wissenschaftlerin am IBN-CONICET, Argentinien.
Zu den wichtigsten Ergebnissen der Studie gehören:
- Frauen leisten einen größeren Beitrag : Obwohl sie als Autorinnen unterrepräsentiert sind, sind die Beiträge von Frauen zu Publikationen in der Ökologie höher als in einem Szenario ohne Gender Bias zu erwarten wäre. Dieses Phänomen, das als Überkompensation" bezeichnet wird, deutet darauf hin, dass Frauen in der Wissenschaft möglicherweise systembedingte geschlechtsspezifische Vorurteile kompensieren, indem sie mehr Beiträge leisten als ihre männlichen Kollegen.
- Temporäre Entwicklungen : In der Studie wurde ein allmählicher Anstieg des Anteils von Autorinnen in den letzten zwei Jahrzehnten beobachtet, zusammen mit einer Zunahme von gemischtgeschlechtlichen Forschungsteams. Arbeiten, die ausschließlich von Frauen verfasst wurden, sind jedoch nach wie vor rar.
- Auswirkungen der Überkompensation : Die Autor*innen argumentieren, dass es sich bei diesem Überbeitrag um eine Form der Überkompensation handeln könnte, bei der sich Frauen unter Druck gesetzt fühlen, ihre männlichen Kollegen zu Übertreffen, um als gleichwertig wahrgenommen zu werden. Dies ist ein weiterer Beleg dafür, dass ein Gender Bias in wissenschaftlichen Disziplinen fortbesteht, selbst angesichts der zunehmenden Beteiligung von Frauen.
,,Das wissenschaftliche System, das oft als objektiv und neutral angesehen wird, hält weiterhin Ungleichheiten aufrecht, die von Frauen verlangen, härter zu arbeiten, um die gleiche Anerkennung wie Männer zu erhalten", sagt María Piquer-Rodríguez vom Institut für Geographische Wissenschaften der Freie Universität Berlin. Die Studie bietet den Forscherinnen zufolge eine Grundlage für weitere Untersuchungen darüber, wie sich der Gender Bias in anderen wissenschaftlichen Disziplinen manifestiert, und will Institutionen dazu anregen, die Art und Weise, wie sie ihre Wissenschaftler*innen einschätzen und unterstützen, zu Überdenken.
Über die Autoren:
Das Forschungsteam besteht aus Experten verschiedener Institutionen aus Argentinien und Deutschland, darunter das Instituto de Biodiversidad Neotropical (IBN), die Universidad Nacional de Tucumán und die Freie Universität Berlin. Die Studie ist Teil der laufenden Bemühungen, geschlechtsspezifische Ungleichheiten in der Wissenschaft zu verstehen und zu bekämpfen.
Das wissenschaftliche Ethos der Freien Universität Berlin wird seit ihrer Gründung im Dezember 1948 von drei Werten bestimmt: Wahrheit, Gerechtigkeit und Freiheit.