Forschungsinstitut Gesellschaftlicher Zusammenhalt wird weiter gefördert

Der Sprecher des Leipziger FGZ-Standorts, Gert Pickel, und die stellvertretende
Der Sprecher des Leipziger FGZ-Standorts, Gert Pickel, und die stellvertretende Standortleiterin, Sonja Ganguin. Foto: Max Niemann/privat
Das Forschungsinstitut Gesellschaftlicher Zusammenhalt (FGZ) hat seine zweite Förderphase begonnen. Der am Research Centre Global Dynamics (ReCentGlobe) der Universität Leipzig angesiedelte FGZ-Standort wird - im Falle einer positiven Zwischenevaluation 2027- vom Bundesministerium für Bildung und Forschung (BMBF) mit einer Summe von 6,3 Millionen Euro bis zum Jahr 2029 weitergefördert. Ziel der Förderung ist es, Grundlagenforschung zur sozialen Kohäsion unter globalen Veränderungsprozessen zu betreiben und neue Erkenntnisse über Polarisierungsphänomene in Deutschland und anderen Regionen der Welt zu gewinnen.

Perspektiven für langfristige Zusammenhaltsforschung

Im Herbst vergangenen Jahres hatte ein vom BMBF einberufenes wissenschaftliches Gremium den Fortsetzungsantrag eingehend begutachtet und das FGZ mit seinen insgesamt elf Standorten zur Weiterförderung empfohlen. In Leipzig werden damit in den kommenden Jahren 11 neue Forschungsvorhaben unterstützt, die im Forschungsbereich 2 ,,Gesellschaftlicher Zusammenhalt, Populismus und Wandel der Global Condition" des Research Centre Global Dynamics angesiedelt sind. Dort kooperieren sie eng mit weiteren geistesund sozialwissenschaftlichen Studien der Universität Leipzig.

Der Sprecher des Leipziger Standorts, Gert Pickel, erläutert: "Die Fortsetzung der Förderung durch das BMBF ermöglicht uns, die Forschung zu Fragen des gesellschaftlichen Zusammenhalts in Zeiten großer gesellschaftlicher Herausforderungen auch in den kommenden Jahren weiter zu vertiefen und auszubauen. Wir freuen uns über die Möglichkeit, unsere Arbeit mit vielen engagierten Forscher:innen am Standort Leipzig fortsetzen zu können. Unser Ziel ist es, insbesondere transnationale und global vergleichende Perspektiven auf gesellschaftliche Transformationen im FGZ zu stärken und die Internationalisierung der Forschung weiter voranzutreiben."

Die stellvertretende Standortsprecherin, Sonja Ganguin, ergänzt: "Die Förderzusage gibt uns den nötigen Spielraum, um wirklich in die Tiefe zu forschen und verschiedene Phänomene der sozialen Kohäsion langfristig zu untersuchen. Wir freuen uns darauf, in den kommenden Jahren noch stärker die Schnittstellen zwischen verschiedenen Fachbereichen zu erkunden und neue Erkenntnisse zu Dimensionen des gesellschaftlichen Zusammenhalts zu gewinnen."

Fokus auf zentrale Herausforderungen

In der neuen Förderphase wird sich das FGZ in seiner Forschung und im Wissenstransfer auf den Nexus von Zusammenhalt und den gesellschaftlichen Transformationsprozessen der Gegenwart konzentrieren. Dafür stellt das BMBF dem FGZ eine jährliche Förderung von insgesamt bis zu zehn Millionen Euro für die kommenden fünf Jahre in Aussicht, um mithilfe von breit angelegten Studien Erkenntnisse über den gesellschaftlichen Zusammenhalt im Angesicht von Klimakrise, transnationalen Verund Entkopplungsprozessen, Krieg und Migration zu gewinnen.

Das Institut wird sich dabei auf vier große Themenfelder fokussieren:
  • Politische Institutionen und Prozesse: Analyse des Zusammenhangs zwischen politischen Institutionen und Prozessen und dem gesellschaftlichen Zusammenhalt, mit besonderem Augenmerk auf die Herausforderungen durch politische Radikalisierung und Polarisierung
  • Wirtschaftliche und soziale Ungleichheiten: Untersuchung der Auswirkungen von Ungleichheiten auf den gesellschaftlichen Zusammenhalt, insbesondere hinsichtlich der Legitimität der Statusund Verteilungsordnung sowie politischer und kultureller Konflikte
  • Öffentliche Güter und Infrastrukturen: Erforschung der Widerstandsfähigkeit und Anpassungsfähigkeit öffentlicher Güter und Infrastrukturen angesichts globaler Herausforderungen wie der Pandemie, Digitalisierung und Klimakrise
  • Kulturelle Aspekte und symbolische Praktiken: Analyse der Erzählungen, Praktiken und Wissensbestände, die zur Inklusion oder Exklusion innerhalb der Gesellschaft beitragen


Das Forschungsinstitut Gesellschaftlicher Zusammenhalt wurde 2020 als interdisziplinäres und dezentral organisiertes Institut vom BMBF eingerichtet. Es vereint die Expertise von etwa 200 Forschenden an elf Standorten in Deutschland. Ziel ist es, die Grundlagenforschung zu Fragen des gesellschaftlichen Zusammenhalts voranzutreiben, aktuelle Problemstellungen zu bearbeiten und durch innovativen Wissenstransfer den öffentlichen Diskurs zu bereichern. In seiner ersten Förderphase hat das FGZ bereits eine einzigartige Dateninfrastruktur aufgebaut, aus der sich bisher unbekannte Erkenntnisse zum gesellschaftlichen Zusammenhalt in Deutschland und Europa ziehen lassen.

Veranstaltungshinweis:

Am Samstag, den 26.10.24 um 16:00 Uhr, diskutiert FGZ-Standortleiter Gert Pickel mit der Journalistin Antonie Rietzschel in der Reihe ,, Zusammenhalt ist... prekär? über Freiheit und Polarisierung im Rahmen des Wissenschaftsfestivals Globe24 . Es moderiert Rebecca Schmidt, administrative Geschäftsführerin des FGZ. Ort: Leipzig, Paulinum - Aula und Universitätskirche St. Pauli. Der Eintritt ist frei.

Forschungsinstitut Gesellschaftlicher Zusammenhalt kann in die Hauptphase starten
30.03.2020