
Mit interdisziplinären Methoden in die Gesellschaft wirken
Genau in diesem Spannungsfeld ist das interdisziplinäre Projekt ,,Water Security for Whom" (Water4Whom) angesiedelt. Das Projekt findet auf zwei Kontinenten in enger Kooperation mit Kolleg:innen der Pontificia Universidad Javeriana in Bogota, der Universidad Surcolombiana (beide Kolumbien) und der Universidade Federal de Minas Gerais (Brasilien) statt und wird durch die Volkswagenstiftung gefördert. ,,Die Stiftung mit ihrem Slogan ,Wir fördern Forschende, die die Welt der Wissenschaft verändern wollen’ ist die perfekte Partnerin für Projekte, die wie Water4Whom den Anspruch haben, in die Gesellschaft zu wirken," so Krüger.Dr. Rossella Alba, Postdoktorandin der Humboldt-Universität im Projekt, beschreibt den Water4Whom-Ansatz so: ,,In Water4Whom forschen wir interdisziplinär an der Schnittstelle von Ökologie, Ökonomie und Sozialem. Entsprechend betrachten wir die Mega-Staudammprojekte in Kolumbien mit vielfältigen Methoden - von der hydrologischen Modellierung bis hin zur anthropologischen Feldforschung. Die verschiedenen Forschungsstränge zusammenzuführen, ist eine grandiose Herausforderung, methodisch wie inhaltlich. Dabei haben wir immer die Frage vor Augen: Wer verliert, wer gewinnt?"
Aquakultur-Industrie am Doppelstaudamm-Projekt Betania-Quimbo
Krüger und Alba koordinieren das Konsortium kolumbianischer, brasilianischer und deutscher Wissenschaftler:innen. Die Förderung fließt dabei vor allem in die Promotionsvorhaben des Projekts, mehr als die Hälfte der Gelder nach Kolumbien und Brasilien.Die sieben Doktorand:innen und das gesamte Water4Whom-Team verbrachten im März zwei Wochen vor Ort und besuchten das Doppelstaudamm-Projekt Betania-Quimbo. Dabei ging es vor allem um die intensive Aquakultur-Industrie, die das Betania-Reservoir nutzt. Die Fischproduktion für den Exportmarkt schafft hier einerseits Arbeitsplätze, aber nicht für alle. Gleichzeitig beeinträchtigt sie die Wasserqualität des Reservoirs und damit die individuelle Fischerei der lokalen Bevölkerung.
Im Anschluss beginnt jetzt eine weitere intensive Feldarbeitsphase der Doktorand:innen und das parallele Zusammenführen der Einzelergebnisse. Denn nur mit einem Blickwinkel, der von globalen Modellen am Computerbildschirm bis zu Interviews am Flussufer reicht, können die hydro-sozialen Realitäten von Staudammprojekten in ihrer Komplexität verstanden und politisch neu gedacht werden. -