Sportpsychologie feiert im Oktober ihr 50. Jubiläum

Die Geschichte des Arbeitsbereichs ist geprägt von Kontinuität und Umbruch

Im Bewegungslabor: Bernd Strauß,   Barbara Halberschmidt (M.) und Maike Tietjens
Im Bewegungslabor: Bernd Strauß, Barbara Halberschmidt (M.) und Maike Tietjens vertreten den Arbeitsbereich Sportpsychologie. © Uni MS - Michael C. Möller
Im Oktober feiert der Arbeitsbereich Sportpsychologie am Institut für Sportwissenschaft sein 50-jähriges Bestehen. In Vorbereitung auf das Jubiläum stellte der Mann, mit dem alles anfing, eine interessante Frage: "Wozu dienen Jubiläen eigentlich?" Willi Essing, seines Zeichens erster Professor für Sportpsychologie an der Universität Münster und heute 89 Jahre alt, lieferte die Antwort gleich mit. Die gemeinsame Zugehörigkeit zu etwas zu feiern, ob beruflich oder privat, könne Identität stiften und erhalten. "Als Willi Essing 1974 damit beauftragt wurde, die Sportpsychologie in Münster aufzubauen, steckte diese bundesweit noch in den Kinderschuhen", weiß Bernd Strauß, der die Leitung des Arbeitsbereichs 1998 Übernahm. Es war also keine leichte Aufgabe, ein wissenschaftliches Profil, eine Identität, zu entwickeln und zu schärfen.

Die Sportpsychologie bestand vom 1. Oktober 1974 bis in die 90er-Jahre hinein aus dem Arbeitsbereichsleiter, einem Sekretariat, einem weiteren hauptamtlichen Wissenschaftler sowie studentischen Hilfskräften. Eingegliedert in das Institut für Leibesübungen (heute: Institut für Sportwissenschaft) lag der strategische Fokus vornehmlich auf der Lehramtsausbildung. Einen thematischen Schwerpunkt bildete die Sozialpsychologie. Auch heute fallen noch viele Projekte in diesen Bereich (Forschung zu Zuschauern, Teamsportarten oder Heimvorteil). Mit der Pionierarbeit der 70erund 80er-Jahre waren die Weichen für die weitere Entwicklung der Disziplin in Münster gestellt. "Damals waren internationale Kongressreisen eine Seltenheit, und Online-Publikationen von Forschungsergebnissen waren wie E-Mails an auswärtige Kollegen noch nicht möglich", betont Bernd Strauß.

Der Umbruch im Jahr 1998 war nicht nur personeller, sondern auch strategischer Natur. Bis dahin gab es in der Sportwissenschaft hauptsächlich Dauerstellen, diese wurden zugunsten von Qualifikationsstellen (wie Doktoranden oder Postdocs) reduziert. "Das veränderte die Identität des Instituts und auch der Sportpsychologie, denn diese Stellen haben einen hohen Forschungsanteil", erklärt Bernd Strauß. In Zahlen bedeutet das bis heute: 22 Promotionen und fünf Habilitationen in der Sportpsychologie. Sieben Mitglieder des Arbeitsbereichs haben seitdem eine Professur erhalten. Zudem vergrößerte sich das Team stetig: Bernd Strauß begann 1998 noch ohne wissenschaftlichen Mitarbeiter. In den folgenden 25 Jahren waren es insgesamt über 50 Hauptamtliche, die in unterschiedlichen Beschäftigungssituationen und über unterschiedliche Finanzierungsmodelle am Arbeitsbereich tätig waren.

Ein Erfolgsfaktor für Gegenwart und Zukunft seien Zusammenarbeiten mit internationalen Arbeitsgruppen, aber auch interdisziplinäre Kooperationen - wie das Graduiertenkolleg "Vertrauen und Kommunikation in einer digitalen Welt", das die Deutsche Forschungsgemeinschaft über neun Jahre gefördert hat. "Aus dem Kolleg sind viele Promotionen und ein reger Forschungsaustausch zwischen den Disziplinen entstanden. Das ist einer unserer größte Erfolge", sagt Bernd Strauß, der 2012 einer von 14 Antragstellern war.

Was die Identität der Sportpsychologie über die Jahrzehnte geprägt hat, sind personelle Kontinuität in der Leitung sowie Umbruchsphasen und Neuausrichtungen in Forschung und Lehre. Eine solche wird in zwei Jahren wieder anstehen, wenn Bernd Strauß nach 28 Jahren in den Ruhestand geht. "Ich werde mit Spannung beobachten, in welche Richtung sich die Sportpsychologie weiterentwickelt."

Autorin: Hanna Dieckmann

Dieser Artikel stammt aus der Unizeitung wissen