Der Preis wird gemeinsam von RWTH und Stadt Aachen mit Unterstützung des VDI verliehen. Als Chief Technology Officer von Airbus macht sich die Ingenieurin insbesondere um Klimaschutz und Nachhaltigkeit verdient. Der Preisträgerin Dr. Sabine Klauke (3.v.r.) gratulieren v.l. RWTH-Rektor Ulrich Rüdiger, Aachens Oberbürgermeisterin Sibylle Keupen, Ina Brandes, NRW-Ministerin für Wissenschaft und Kultur, Laudatorin Dorothea Oehm und VDI-Präsident Professor Lutz Eckstein.
Am Ende packte Dr. Sabine Klauke den alten Aachener Marketing-Slogan von der ,,sprudelnden Vielfalt" aus, so abwechslungsreich war ihr Tag verlaufen. Nachdem Klauke, Chief Technology Officer (CTO) von Airbus, mittags noch die Festrede beim Graduiertenfest der RWTH gehalten hatte, wurde sie am Abend mit dem Aachener Ingenieurpreis 2024 ausgezeichnet.
Zwischen Graduiertenfest auf dem CHIO-Gelände und Preisverleihung im Krönungssaal des Rathauses fand Sabine Klauke noch Zeit für einen ausgedehnten Stadtbummel. Für die Ingenieurin war das auch ein ,,Zurück zu den Wurzeln", schließlich wurde sie in der alten Kaiserstadt geboren: ,,Dass ich nun hier in Aachen mit dem Ingenieurpreis ausgezeichnet werde, ist eine wahnsinnige Ehre für mich." Insbesondere für ihre Verdienste um Nachhaltigkeit und Verantwortung wurde sie mit dem Preis geehrt, der gemeinsam von RWTH und Stadt Aachen mit Unterstützung des Vereins Deutscher Ingenieure (VDI) verliehen wird. Laut einer Umfrage, so wusste Laudatorin Dorothea Oehm, eine langjährige Wegbegleiterin Klaukes, mache der Ingenieurberuf besonders glücklich. Der Grund, das wurde schnell deutlich, liegt für Klauke darin, Dinge verändern und verbessern zu können. Und das - wichtig! - gemeinsam mit den Menschen. Im Leben lasse sich eben nicht alles über Rechnungen und Gleichungen erklären, Veränderungskompetenz bedeute vielmehr, die Menschen mitzunehmen und ,,gesamtüberzeugend" zu sein. Dies, so Dorothea Oehm, gelänge Sabine Klauke mit ,,wachem Geist und offenem Herzen".
,,Verantwortung Übernehmen, Impact haben und die vierte Revolution der Luftfahrt mitgestalten", so beschreibt Dr. Klauke selbst ihren Antrieb. Früh habe sie gelernt, wie wichtig es sei, die Menschen mitzunehmen, zu vermitteln und so auch die eigene Sichtweise zu erweitern. Klar, dass sie fest daran glaubt, die großen Ziele nur in diversen und interdisziplinären Teams erreichen zu können. Das größte Ziel, die sogenannte vierte Revolution der Luftfahrt (nach dem Fliegen Überhaupt, dem sicheren Fliegen und der Demokratisierung des Fliegens, also dem ,,Fliegen für Alle"), ist die Klimaneutralität des Fliegens bis 2050. ,,Wir entwickeln Lösungen, von denen unsere Kinder profitieren werden", so die CTO von Europas größtem Luftund Raumfahrtunternehmen. Auf dem Weg zur Null-Emission gehe es auch darum, die Flotten zu erneuern, leichter und besser zu machen, sowie auf Bio-Fuels und synthetische Kraftstoffe zu setzen.
Dr. Sabine Klauke nutzte die Bühne des Ingenieurpreises auch für ganz persönliche Einblicke in ihre Karriere. So erzählte sie von einem Kollegen, der sie aufforderte, mal ein bisschen lockerer zu werden, sich nicht immer wieder aufs Neue beweisen zu wollen. ,,Vielleicht ist das so ein Frauending" mutmaßte Klauke. Auch habe sie gemeinsam mit dem Unternehmen Überlegt, wie sie auch in ihrer exponierten Stellung ein familiengerechtes Leben führen könne, denn ,,das Team Familie ist für mich die Basis, um den Rest Überhaupt schaffen zu können."
,,Von diesem Preis geht daher auch an diesem Abend wieder eine Botschaft aus", sagte Ina Brandes, Ministerin für Wissenschaft und Kultur des Landes Nordrhein-Westfalen. Für mehr Frauen in Führungspositionen brauche es Vorbilder und Sabine Klauke sei solch’ ein Vorbild, so die Ministerin, die bereits zum dritten Mal zu Gast beim Ingenieurpreis war - ,,die einzige Veranstaltung, zu der ich dreimal eingeladen war und dreimal auch teilgenommen habe", wie sie lachend zu berichten wusste. Und dreimal wurden Frauen ausgezeichnet, ,,vielleicht ist es mal an der Zeit für einen Quotenmann", sagte sie augenzwinkernd. Mit Klauke, ergänzte VDI-Präsident Professor Lutz Eckstein, werde ein inspirierendes Vorbild für junge Menschen ausgezeichnet. ,,Wir alle brauchen Innovationen und schlaue Köpfe, die sich der Nachhaltigkeit und dem Klimaschutz verschrieben haben", so Aachens Oberbürgermeisterin Sibylle Keupen über die Preisträgerin. Und RWTH-Rektor Ulrich Rüdiger ergänzte: ,,Mit dem Preis zeichnen wir Persönlichkeiten aus, die für etwas stehen, für Mut und für Verantwortung."
Dr. Sabine Klauke ist nicht nur eine nun auch im Wortsinne ausgezeichnete Ingenieurin, sie spielt auch leidenschaftlich Saxophon. Da wird ihr besonders gut gefallen haben, dass das Eternum Saxophone Quartet in der Besetzung Mari Ángeles del Valle Casado (Sopransaxophon), Eva Kotar (Altsaxophon), Ajda Antolovic (Tenorsaxophon) und Filip Orlovic (Baritonsaxophon) den musikalischen Rahmen gestaltete. Und da Wissenschaft immer auch Experimentieren bedeutet, war Eric Siemes ins Rathaus gekommen. Er verdeutlichte ebenso kurzweilig wie anschaulich mittels Laubbläser, Gummiball und Bratenschlauch, was es denn mit den für die Luftfahrt so wichtigen Luftströmungen auf sich hat.
Die Auszeichnung wurde zum zehnten Mal verliehen. Erster Preisträger war der 2018 verstorbene Professor Berthold Leibinger, Gesellschafter der TRUMPF GmbH + Co. KG. Es folgten Professor Franz Pischinger, Gründer der Aachener FEV Motorentechnik GmbH, der Astronaut Thomas Reiter, der langjährige Direktor am Werkzeugmaschinenlabor WZL der RWTH Aachen, Professor Manfred Weck, Professorin Emmanuelle Charpentier als Mikrobiologin und Miterfinderin der Gen-Schere CRISPR-Cas9, der Unternehmer Hans Peter Stihl, der Technologie-Pionier Sebastian Thrun, die Wissenschaftsjournalistin Dr. Mai Thi Nguyen-Kim und im vergangenen Jahr die frühere BASF-CTO Dr. Melanie Maas-Brunner. ,,Es ist eine Riesenehre für mich, nun Teil dieser illustren Runde zu sein", sagt Sabine Klauke am Ende eines langen Tages. Eines Tages voller sprudelnder Vielfalt eben.
Sabine Klauke mit dem Aachener Ingenieurpreis ausgezeichnet
Advert