Till Utesch und Alicia Battenfeld vom Institut für Erziehungswissenschaft erhalten 218.000 Euro

Beide Teams, das zweite ist an der Johannes Gutenberg-Universität Mainz angesiedelt, werden digitale Tools für die schulische Praxis entwickeln. Ziel ist es, neue Erkenntnisse darüber zu liefern, wie digitale Angebote die psychologische und pädagogische Diagnostik, Förderung und Beratung rund um die Hochbegabung verbessern können. Diese Frage ist eines der Schwerpunktthemen im "William Stern Programm". Überzeugende Konzepte für Open Science und Wissenschaftskommunikation stellen sicher, dass die wissenschaftlichen Erkenntnisse aus den Projekten den Weg in die Praxis finden und einer breiten öffentlichkeit zugänglich gemacht werden.
Das Forschungs-Tandem aus Münster
Ziel des Projekts an der Universität Münster ist die Entwicklung, Verbreitung und Etablierung eines objektiven, zuverlässigen und validen, multidimensionalen Tests zur Erfassung der Sprachlernbegabung in Deutschland, der von Lehrkräften anwendbar ist. Der Test soll insbesondere das Erkennen von hohen Sprachlernbegabungen auch bei den in der Begabtenförderung unterrepräsentierten mehrsprachigen Schülerinnen und Schülern ermöglichen - und damit eine begabungsgerechte Förderung. Der Test wird anschließend als Open-Source veröffentlicht.
Alicia Battenfeld studierte Englisch, Sozialwissenschaften, Deutsch als Fremdsprache und Ökonomik an der Universität Münster. Erste Erfahrungen im Bereich der Sprachlernbegabung und Sprachförderung sammelte sie während ihrer Arbeit mit Geflüchteten in Deutschland und in einem Geflüchteten-Camp in Griechenland als Englischund Deutschlehrerin. "An dem Projekt zur Sprachlernbegabung begeistert mich, durch die Professionalisierung der Begabungsdiagnostik zu einem bildungsgerechteren Schulsystem beizutragen. Ich möchte daran mitwirken, Kindern und Jugendlichen, die über unentdecktes Sprachtalent verfügen, neue Perspektiven zu eröffnen und deren Begabung gezielt zu fördern", betont Alicia Battenfeld.
Till Utesch promovierte in Sportpsychologie und ist Juniorprofessor in der Erziehungswissenschaft mit dem Schwerpunkt Schulpädagogik (Pädagogische Diagnostik und Potenzialentwicklung). Aktuell arbeitet er in verschiedenen interdisziplinären Projekten mit nationalen und internationalen Kooperationspartnern aus der Sportwissenschaft, Erziehungswissenschaft, Psychologie, Informatik, Medizin sowie aus Fachdidaktiken. Er befasst sich mit Fragen der motorischen und psychosozialen Entwicklung von Heranwachsenden sowie mit Gesundheit und Gesundheitsverhalten. "Guter Unterricht betrifft alle Schülerinnen und Schüler, auch die Begabten. Nur dann ist inklusiver Unterricht vollständig gedacht. Eine Voraussetzung dafür ist eine verlässliche Diagnostik von Lernvoraussetzungen. Wir planen, dass das digitale Diagnoseinstrument ein effektives und gerechtes Kompetenzmanagement im Bereich des Sprachenlernens ermöglicht. Hierfür entwickeln wir auch entsprechende Fortbildungen", erklärt Till Utesch.
Das "William Stern Programm"
Das William Stern Programm, das mit seinem Namen an den aus Deutschland vertriebenen jüdischen Psychologen erinnert, soll neue Forschung zur Hochbegabung anregen, Forschende für das Thema gewinnen und ihnen den Einstieg in eine wissenschaftliche Laufbahn ermöglichen. Pro Jahr stehen insgesamt bis zu 500.000 Euro für entsprechende Projekte zur Verfügung. Im Herbst 2023 starten die ersten beiden ausgewählten Forschungstandems, jeweils bestehend aus einem Postdoktoranden und einer Doktorandin.
Die Karg-Stiftung
Die Karg-Stiftung hat die Förderung hochbegabter Kinder in Kita, Schule und Beratung zum Ziel. Sie setzt sich in Zusammenarbeit und im Austausch mit Politik, Wissenschaft und Praxis für ein allseits gerechtes Bildungssystem ein. Die Karg-Stiftung, von dem Unternehmer Hans-Georg Karg und seiner Frau Adelheid Karg 1989 ins Leben gerufen, versteht sich als treibende Kraft der Begabtenförderung in Deutschland.