Forschende stellen Abschlussbericht zum Hochwasser 2021 vor

Krisenkommunikation und Steuerung auf vielfältige Weise ausbaufähig

Nach zwei Jahren intensiver Forschungsarbeit liegen die Ergebnisse des ,,Hochwasserereignis 2021-Projekts" des Bundesministeriums für Bildung und Forschung (BMBF) in einer Abschlusspublikation vor. Diese befasst sich eingehend mit der Krisenkommunikation und Governance während des verheerenden Julihochwassers 2021 in Deutschland. Die Publikation bietet umfassende Einblicke und Bewertungen der Warnund Bewältigungsprozesse während des Hochwassers und stellt bedeutende Erkenntnisse für zukünftige Krisensituationen bereit.

Die Forschungsarbeit umfasst eine multidisziplinäre Analyse, in der Expertinnen und Experten aus den Bereichen Wasserwirtschaft, Katastrophenforschung, Kommunikationswissenschaften, Verwaltungswissenschaften und Naturrisikenforschung mit dem Bundesamt für Bevölkerungsschutz und Katastrophenhilfe zusammengearbeitet haben. Die RWTH Aachen ist mit den Spezialistinnen und Spezialisten des Instituts für Wasserbau und Wasserwirtschaft (IWW) beteiligt. Die wichtigsten Erkenntnisse beinhalten:

Die Nachvollziehbarkeit von Hochwasserinformationen wie Niederschlagsmengen und Wasserständen ist essentiell und sollte dringend verbessert werden.
Hochwasserprognosen sind grundsätzlich mit Unsicherheiten behaftet, was eine transparente Kommunikation dieser Unsicherheiten notwendig macht.
Warnungen sollten individuell an die Situation, Kenntnisse und Fähigkeiten der Adressaten angepasst werden.
Es ist eine bessere Vorbereitung und Training für komplexe Hochwasserszenarien notwendig als bisher praktiziert.
Das Sammeln, Aufbereiten und Verbreiten von Wissen aus Krisensituationen wie dem Julihochwasser 2021 ist für die zukünftige Hochwasservorsorge und -reaktion wichtig.

Aus diesen Erkenntnissen leiten sich unterschiedlichste Empfehlungen ab. So sollte mit Modellen gearbeitet werden, um Vorhersage und Erfassung von Hochwasserereignissen zu verbessern. Schwellenwerte sollen vereinheitlicht und Meldewerte genutzt werden, um u.a. direkt lokale Gefahren zu errechnen. Hierbei sind gerade in den Mittelgebirgsregionen mit schnell reagierenden Nebengewässern die größten Schadenspotenziale bei gleichzeitig kurzen Vorwarnzeiten eine große Herausforderung. ,,Aus den vorliegenden Ergebnissen konnte eine Vielzahl an Verbesserungspotenzialen und Empfehlungen abgeleitet werden, die für die Praxis Relevanz haben, um zukünftig für ähnliche Gefahrenlagen besser vorbereitet zu sein", sagt Jens Reinert, wissenschaftlicher Mitarbeiter am IWW. Klar geworden sei zudem, dass die Umsetzung der Empfehlungen eine große Herausforderung darstelle und nicht als Aufgabe eines einzelnen Akteurs - wie zum Beispiel des Deutschen Wetterdienstes - verstanden werden könne.

Die Abschlusspublikation des BMBF-HoWas2021 Projekts wird in der Schriftenreihe des Deutsches Komitees für Katastrophenvorsorge e.V. (DKKV) veröffentlicht und beinhaltet neben den Analyseergebnissen auch konkrete Handlungsempfehlungen für Politik und Praxis.

Homepage der Sicherheitsforschung des BMBF.