Deutsch-indisches Forscherteam ermöglicht Schritt zu miniaturisierten optischen Isolatoren / Für die On-Chip-Integration optischer Computertechnologien

Ein Problem herkömmlicher optischer Isolatoren ist, dass sie mit Abmessungen von Millimetern bis Zentimetern relativ groß sind. Daher war es bisher nicht möglich, miniaturisierte integrierte optische Systeme auf einem Chip zu schaffen, die mit alltäglichen elektronischen Technologien auf Siliziumbasis vergleichbar sind. Derzeitige integrierte optische Chips bestehen nur aus einigen Hundert Elementen auf einem Chip. Zum Vergleich: Auf einem Computerprozessorchip befinden sich viele Milliarden Schaltelemente. Die Arbeit des deutsch-indischen Teams ist daher ein Schritt nach vorn bei der Entwicklung miniaturisierter optischer Isolatoren. Die von den Forschern eingesetzten 2D-Materialien sind nur wenige Atomschichten dick und damit hunderttausendmal dünner als ein menschliches Haar.
"In Zukunft können zweidimensionale Materialien das Herzstück optischer Isolatoren werden und die On-Chip-Integration für heutige optische und künftige quantenoptische Computerund Kommunikationstechnologien ermöglichen", sagt Rudolf Bratschitsch von der Universität Münster. "Selbst die verhältnismäßig sperrigen Magnete, die für optische Isolatoren ebenfalls benötigt werden, könnten durch atomar dünne 2D-Magnete ersetzt werden", ergänzt Ashish Arora vom IISER. Dies werde die Größe der photonischen integrierten Schaltkreise drastisch reduzieren.
Das Team entschlüsselte den Mechanismus, der für den von ihnen gefundenen Effekt verantwortlich ist: Gebundene Elektron-Loch-Paare, sogenannte Exzitonen, in 2D-Halbleitern drehen die Polarisation des Lichts sehr stark, wenn das ultradünne Material in ein kleines Magnetfeld gebracht wird. "Die Durchführung solch empfindlicher Experimente an zweidimensionalen Materialien ist nicht einfach, da die Probenflächen sehr klein sind", betont Ashish Arora. Die Wissenschaftler mussten eine neue Messtechnik entwickeln, die etwa 1000-mal schneller ist als bisherige Verfahren.
Die Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG), die Alexander-von-Humboldt-Stiftung, die indische Technologiestiftung I-Hub, das "Science and Engineering Research Board" (SERB) des indischen Technologieministeriums sowie das indische Bildungsministerium unterstützten die Arbeit finanziell.
Originalveröffentlichung
Carey, B., Wessling, N.K., Steeger, P. et al. (2024): Giant Faraday rotation in atomically thin semiconductors. Nat Commun 15, 3082. DOI: 10.1038/s41467’024 -47294-5
Weiterführende Literatur zur Messtechnik
Carey, B., Wessling, N.K., Steeger, P. et al. (2022): High-Performance Broadband Faraday Rotation Spectroscopy of 2D Materials and Thin Magnetic Films. Small methods; DOI: 10.1002/smtd.202200885