Die Forschungsstelle ROCEEH ist an der Universität Tübingen und der Senckenberg-Gesellschaft für Naturforschung angesiedelt, wird von der Heidelberger Akademie der Wissenschaften gefördert und zudem von der Union der deutschen Akademien finanziert.
Die Datenbank ROAD (ROCEEH Out of Africa Database) sei eine der größten digitalen Datensammlungen zu Archäologie, Anthropologie, Paläontologie und Botanik, sagt der Archäologe Dr. Andrew Kandel von der Universität Tübingen. Sie verknüpft Informationen zu kulturellen Fundstücken und menschlichen, tierischen sowie pflanzlichen Fossilien, die in den vergangenen 150 Jahren entdeckt und erforscht wurden, und ordnet diese geografisch und chronologisch ein.
Seit 2008 hatte ein internationales Team aus sechs leitenden Forschenden und Dutzenden Forschungsassistentinnen und -assistenten in mühevoller Kleinarbeit die Daten zusammengetragen. Unter anderem wurden mehr als 5.000 Publikationen in zahlreichen Sprachen ausgewertet, darunter Chinesisch, Russisch, Englisch, Deutsch, Französisch, Italienisch, Spanisch und Portugiesisch.
Über eine einfach zu bedienende Kartenschnittstelle der Datenbank wird die Verteilung der Fundstätten über den Globus angezeigt. Sie ermöglicht es auch, die Ergebnisse einer Abfrage grafisch darzustellen. So können Nutzer eigene Karten über eine bestimmte Kultur, Zeit oder Region erstellen. Darüber hinaus können sie auch eine Zusammenfassung der Fundstelle als pdf-Datei herunterladen.
Auch für komplexe Forschungsfragen zur menschlichen Evolution lasse sich ROAD nutzen, sagt Kandel. ,,Welche Kategorien von Steinwerkzeugen wurden in Afrika nachgewiesen oder wie verbreiteten sich Pferde, Nashörner und Rentiere während der vielen Eiszeiten, die unsere Vorfahren erlebten? Für solche Abfragen erhalten Forschenden hier große Datenmengen, die sie mit verschiedenen Methoden der Visualisierung und Analyse weiter untersuchen können."
ROCEEH hat ROAD entwickelt, um die frühe menschliche Geschichte besser zu verstehen. ,,Wir untersuchen die vielschichtigen Beziehungen zwischen Kultur und Umwelt und ihre Auswirkungen auf die Ausbreitung des Menschen", sagt der Wissenschaftler. ,,Im Sinne einer fairen und offenen Wissenschaft war es dem Team wichtig, dass die Daten allen Interessierten weltweit zur Verfügung stehen."
Die Datenerfassung zeige, dass ein Großteil der wissenschaftlichen Erkenntnisse über unsere Vergangenheit aus nur wenigen, sehr gut untersuchten Regionen stammt: dem südlichen und östlichen Afrika, aus Europa sowie Zentralund Ostasien. Ozeanien war jedoch nicht Teil der Studie. ,,Die weißen Flecken auf der Weltkarte versprechen weitere spannende Entdeckungen über die Vergangenheit unserer Spezies in den Bereichen Archäologie und Anthropologie."