Laut einer Studie gewinnt eher die Mannschaft, deren Kapitän bestimmen kann, wer anfängt
Auch in der K.-o.-Phase dieser Europameisterschaft werden einige Spiele wohl erst wieder im Elfmeterschießen entschieden. Viel ist schon darüber diskutiert worden, ob die Reihenfolge, in der die Mannschaften ihre Elfmeter schießen, einen Einfluss auf den Ausgang des Spiels hat. Auf diese Frage gibt es nun eine aktuelle wissenschaftliche Antwort: Wie Matthias Sutter vom Max-Planck-Institut zur Erforschung von Gemeinschaftsgütern in Bonn zusammen mit drei Düsseldorfer Kollegen herausfand, ist nicht die Reihenfolge, sondern das Ergebnis des Münzwurfs vor dem Elfmeterschießen ein wesentlicher Faktor.
Kopf oder Zahl? Diese Frage steht vor jedem Elfmeterschießen. Die beiden Mannschaftskapitäne müssen sich einigen, wer auf was setzt, dann wirft der Schiedsrichter eine Münze. Der siegreiche Kapitän kann wählen, ob seine Mannschaft den ersten Schuss macht oder den zweiten. Häufig wird angenommen, dass die Möglichkeit, als erster zu schießen, einen Vorteil bringt. So hat der europäische Fußballverband UEFA in weniger prominenten Turnieren bereits andere Verfahren getestet, um Druck von den Spielern zu nehmen, die als zweite an der Reihe sind.
Viele Mannschaftskapitäne scheinen das nicht so kritisch zu sehen. Eine Auswertung von 207 Elfmeterschießen in 14 internationalen Fußballturnieren zwischen Juli 2003 und August 2017, darunter die Welt-und die Europameisterschaften ergab: Nur 56 Prozent aller Kapitäne entschieden sich dafür, zuerst zu schießen, während die restlichen 44 Prozent zuerst den eigenen Keeper ins Tor schickten. Als Zweite zu schießen, könnte eine strategische Entscheidung sein, vermuten die Wissenschaftler. Nämlich dann, wenn der eigene Torwart als besser eingeschätzt wird als der des anderen Teams und mit höherer Wahrscheinlichkeit den Ball hält.
Im Ergebnis bestätigt die Auswertung frühere Untersuchungen, wonach die Entscheidung, den ersten Elfmeter zu schießen, keinen Vorteil bringt. In den analysierten Spielen lag die Gewinnhäufigkeit der zuerst schießenden Mannschaften bei nur etwa 51 Prozent. Einen Unterschied machte hingegen das Ergebnis des Münzwurfs: Etwa 60 Prozent der Mannschaften, deren Kapitäne die Auslosung gewannen, konnten das nachfolgende Elfmeterschießen für sich entscheiden. Das ist deutlich besser als die 50-Prozent-Chance, die man erwarten könnte, wenn die Entscheidung der Kapitäne keine Rolle spielen würde.
Es lohnt sich also, vor einem Elfmeterschießen den Ausgang des Münzwurfs genau im Auge zu haben. Davon könnte der Ausgang des Turniers abhängen.