Mit einer Tagung am 19. April in der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften zieht der Exzellenzcluster Topoi der Freien Universität und der Humboldt-Universität Bilanz
Wie sich unsere Sicht auf die Antike verändern kann, wenn Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler über Fächerund Institutionengrenzen hinweg neue Ansätze entwickeln, hat der Exzellenzcluster Topoi in seinem zehnjährigen Bestehen gezeigt. Bei einer Tagung am 19. April in der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften ermöglichen die Forscherinnen und Forscher nun in Kurzvorträgen Einblicke in das große Spektrum des von der Freien Universität und der Humboldt-Universität getragenen altertumswissenschaftlichen Forschungsverbundes. Die Themen reichen dabei von der astronomischen Berechnung der Bewegung der Gestirne im alten Babylon über die Nutzung des Wollschafes bis hin zur städtischen Badekultur in Pompeji. In interaktiven Stationen wird gezeigt, welche alten und neuen Methoden bei der Forschungsarbeit zum Einsatz kommen. Gemeinsam soll so auch eine Bilanz eines geisteswissenschaftlichen Großforschungsprojektes gezogen werden, das in diesem Umfang und unter Beteiligung sehr unterschiedlicher außeruniversitärer Institutionen als eine in der deutschen und internationalen Forschungslandschaft einzigartige Unternehmung gilt. Die Veranstaltung ist öffentlich, der Eintritt frei. Um Anmeldung bis zum 12. April unter anmeldung [at] topoi (p) org wird gebeten.
Die zehnminütigen Kurzvorträge zeigen die vielen Facetten der Erforschung der Alten Welt; sie werden zu insgesamt sieben thematischen Schwerpunkten gebündelt, wie etwa Räume vermessen, Innovation, Stadt-Land-Mensch oder Antiquity reloaded. Zu den Vortragenden zählen etablierte Altertumsforscherinnen und -forscher wie die beiden Sprecher des Exzellenzclusters Michael Meyer, Professor für Prähistorische Archäologie an der Freien Universität Berlin, und Gerd Graßhoff, Professor für Wissenschaftsgeschichte an der Humboldt-Universität zu Berlin, aber auch Nachwuchswissenschaftlerinnen und -wissenschaftler wie Dr. Hans Gerhard Kopp, der seine mit dem Bruno-Snell-Preis ausgezeichnete Forschung zur Seeherrschaft in der Antike vorstellt.
An interaktiven Stationen erklären die jeweiligen Expertinnen und Experten weitere Forschungsprojekte. So ist etwa das Modell eines römischen Kaiserpalastes zu sehen, und es wird eine steinzeitliche Kreisgrabenanlage vorgestellt, deren Konstruktion vermutlich auf astromomischen Beobachtungen basierte. Außerdem werden alte und neue Hilfsmittel der Forschung gezeigt - vom Inschriften-Abklatsch auf speziellem Papier bis hin zum tragbaren Röntgen-Fluoreszenz-Spektrometer, das zur Materialanalyse archäologischer Fundstücke eingesetzt wird.
Ebenfalls kennenlernen können Besucherinnen und Besucher die Edition Topoi, die Online-Publikationsplattform des Exzellenzclusters. Mit der Edition Topoi können nicht nur Forschungsergebnisse nach dem Open Access-Prinzip weltweit zugänglich publiziert werden, die Plattform ermöglicht auch die nachhaltige und zitierfähige Publikation von Daten; als Beispiel gezeigt werden dreidimensionale Modelle von antiken Gebäuden oder Tiermotive auf babylonischen Rollsiegeln. Mit dieser neuartigen Form der Datenpublikation und durch die Entwicklung eines neuen Publikationsformats, des Citable, konnte der Exzellenzcluster auch im Bereich der Digital Humanities Maßstäbe setzen.
Insgesamt soll auf diese Weise an Beispielen gezeigt werden, wie die besondere Art der Zusammenarbeit in einem solchen Großprojekt funktioniert und welche Resultate erzielt wurden. Der Exzellenzcluster Topoi der Freien Universität und der Humboldt-Universität war 2007 aus Mitteln der Exzellenziniative des Bundes und der Länder eingerichtet worden und die beteiligten Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler hatten 2012 erfolgreich eine weitere Förderperiode des Clusters eingeworben. Beteiligt sind neben den beiden Universitäten auch alle anderen mit der Erforschung der Antike befassten Einrichtungen in Berlin: die Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften, das Deutsche Archäologische Institut, das Max-Planck-Institut für Wissenschaftsgeschichte und die Stiftung Preußischer Kulturbesitz. Insgesamt rund 250 Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler aus den Archäologien, der Alten Geschichte, Philsophie und den Philologien, der Religionswissenschaft und der Geographie forschen zu den Themen Raum und Wissen in der Alten Welt.
Im Nachfolgewettbewerb der Exzellenzinitiative, der bundesweiten Exzellenzstrategie, möchten die Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler von Topoi diese etablierten Formen der Zusammenarbeit weiter ausbauen. Unter dem Titel ,,Topoi. Stabilität und Instabilität in den Gesellschaften des Altertums" sollen mit Stabilität und Instabilität treibende Momente der gesellschaftlichen Entwicklung vom Beginn der Sesshaftwerdung des Menschen vor zwölf Jahrtausenden bis zum Ende der Spätantike untersucht werden.
Zeit und Ort
- Leibniz-Saal der Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften, Markgrafenstraße 38, 10117 Berlin, U-Bhf. Hausvogteiplatz (U2), Französische Straße (U6) oder Stadtmitte (U2/U6)
- Donnerstag, der 19. April 2018, 9 bis 18 Uhr
Anmeldung
- Um Anmeldung unter anmeldung [at] topoi (p) org wird gebeten.