Simon Lux ist Professor für Energiespeichertechnik und Wirtschaftschemie und Institutsleiter an der Forschungsfertigung Batteriezelle
Am Anfang sind die Zutaten: ein bisschen Metall, ein paar Pulver. Am Ende entsteht daraus eine fertige Batteriezelle. "Das hat mich schon als Student fasziniert. Damals war es unglaublich spannend für mich, selbst eine Batterie zu bauen", erinnert sich Simon Lux. "Heute ist es mir wichtig, dass meine Forschung einen unmittelbaren gesellschaftlichen Nutzen stiftet." Der Transfer von Wissen ist ihm ein großes Anliegen. Er sieht darin die Möglichkeit, positive Veränderungen zu bewirken.Simon Lux, Jahrgang 1983, gehört seit 2022 zum Leitungstrio der Fraunhofer-Einrichtung Forschungsfertigung Batteriezelle FFB (Fraunhofer FFB) in Münster. Gleichzeitig zu seinem Start an der Fraunhofer FFB wurde er Professor für angewandte elektrochemische Energiespeichertechnik und Wirtschaftschemie an der Universität Münster. "Die Forschung in meinem Fachbereich Chemie und Pharmazie, an der Wirtschaftswissenschaftlichen Fakultät und am MEET Battery Research Center fügt sich hervorragend mit der Fraunhofer-Forschung zusammen. Wir stehen permanent im Austausch - diese Synergien zeichnen die -Battery City Münster’ aus", sagt er.
Im Hansa-Business-Park in Münster-Amelsbüren betreibt die Fraunhofer FFB zukünftig zwei Forschungsfabriken: Die "FFB PreFab" und die "FFB Fab". Das erste Gebäude, die "FFB PreFab", wird Ende April eröffnet. Dort sollen auf einer Grundfläche von 3.000 Quadratmetern in einer Produktionsstraße bis zu 100 große Batteriezellen pro Tag produziert werden. Im zweiten Bauabschnitt bildet die geplante "FFB Fab" (Fertigstellung 2027) auf 20.000 Quadratmetern einen Forschungsbetrieb im Gigamaßstab ab. Hier soll die Geschwindigkeit auf zwei große oder 30 kleine Batteriezellen pro Minute erhöht werden. Diese Geschwindigkeit ist laut Simon Lux in der Batterieforschung einzigartig und entspricht dem Tempo einer großen kommerziellen Batteriefabrik. Lediglich die Zahl der parallelen Produktionsstraßen ist in der industriellen Produktion höher.
Simon Lux, der aus Villach in Österreich stammt, hat zwei Büros: eines am Leonardo-Campus an der Universität und eines bei der Fraunhofer FFB. Die Büroräume der Fraunhofer FFB liegen im Stadtteil Hiltrup, gegenüber dem Bahnhof. Persönliche Arbeitsplätze gibt es dort nicht, das gilt auch für das Leitungsteam. "Alles, was ich zum Arbeiten brauche, habe ich in meinem Rucksack, hauptsächlich den Laptop. Alle nötigen Unterlagen habe ich digital", sagt der Chemiker. Er trägt an diesem Tag im März weiße Turnschuhe, Jeans und ein blaues Jackett. Als er am Kaffeevollautomaten in der offenen Teeküche der Fraunhofer FFB Cappuccino brüht und später die Spülmaschine einräumt, könnte er auch als Doktorand durchgehen. Dabei hat er diese Phase seiner wissenschaftlichen Karriere längst hinter sich und ist inzwischen selbst Doktorvater.
Ein Blick auf seinen Werdegang: Nach dem Studium der Technischen Chemie in Graz folgte die Promotion bei Martin Winter am MEET Batterieforschungszentrum der Universität Münster. Wenn man Simon Lux nach einer Anekdote aus seiner Doktorandenzeit fragt, erinnert er sich an eine herbe Enttäuschung. Nach dem ersten Jahr der Promotion sollte er seine Ergebnisse auf einer großen Konferenz in den USA vorstellen. "Ich war stolz darauf und freute mich sehr - es kam mir vor wie eine Belohnung für ein Jahr harte Arbeit", berichtet er. Doch kurz vor dem Abflug in Frankfurt erfuhr er von kürzlich geänderten Passregeln. Seine Papiere waren nicht gültig, er durfte nicht mitfliegen. Stattdessen machte er sich alleine auf den Heimweg nach Münster. Seinem wissenschaftlichen Erfolg tat dieses Missgeschick jedoch keinen Abbruch: Er beendete seine Doktorarbeit 2011 mit der Bestnote "summa cum laude".
Im Anschluss an die Promotion ging Simon Lux für ein Postdoktorat an das US-amerikanische Lawrence Berkeley National Laboratory. 2013 machte er den Schritt in die Industrie. Zunächst arbeitete er für BMW of North America in deren kalifornischem Technology Office im Silicon Valley als Technology Scout für Batterietechnologien, später verantwortete er dort als Teamleiter alle Projekte zur Entwicklung neuartiger elektrischer Antriebe. "Ich habe im Silicon Valley viele Powerpoint-Präsentationen von Startups gesehen. Doch mein Ziel war es, dass aus diesen vielversprechenden Ideen auch Realität wird", sagt Simon Lux. Daher zog es ihn 2017 nach München, um dort bei BMW unter anderem die Einführung von Produktionstechnologien von Lithium-Ionen-Zellen der nächsten Generation für Kraftfahrzeuge voranzutreiben. Die nächste und bislang letzte Station führte ihn mit seiner Partnerin und seinen zwei und viereinhalb Jahre alten Söhnen wieder zurück nach Münster.
Simon Lux hat reichlich Gründe, auf seine beruflichen Erfolge stolz zu sein. Aber er freut sich vor allem darüber, dass es ihm gelingt, Arbeit und Familie unter einen Hut zu bringen. Sein einstiges Hobby, der Sport, muss jetzt hintenanstehen. Ob Eishockey, Badminton, Tischtennis oder Skifahren - dafür hat Simon Lux keine Zeit mehr. Nur als Zuschauer ist er manchmal noch bei seinem Lieblingssport, dem Eishockey, dabei - ganz egal, welche Mannschaften spielen.
Eröffnung der "FFB PreFab"
Nachdem die Fraunhofer-Einrichtung Forschungsfertigung Batteriezelle FFB im Jahr 2021 im "AlexProWerk" der Alexianer-Werkstätten in Münster eine Beschichtungsanlage mit Reinraumtechnik in Betrieb nahm, entstehen derzeit im Hansa-Business-Park in Münster-Amelsbüren die "FFB PreFab" und die "FFB Fab". Am 30. April wird die im ersten Bauabschnitt errichtete "PreFab" vor geladenem Publikum eröffnet. In der PreFab sollen Batterien nach industriellen Normen gefertigt werden, jedoch in geringerer Stückzahl. Die Zellen werden ausschließlich für den Forschungsbetrieb gefertigt und nicht kommerziell vertrieben. In der im zweiten Bauabschnitt folgenden "FFB Fab" werden die Dimensionen und Taktzeiten dem Fabrikmaßstab entsprechen.
Die Agenda der Fraunhofer FFB ist es, die Infrastruktur bereitzustellen, um die Produktion von Batterien nachhaltig, effizient und skalierbar zu machen. Dabei gibt es Herausforderungen. Damit die Energiewende funktionieren kann, muss deutlich weniger Energie in die Batterieproduktion selbst fließen. Außerdem ist es unabdingbar, den Materialverbrauch zu reduzieren; derzeit muss produktionsbedingt noch viel entsorgt werden. Die Produktion muss drittens ausgeweitet werden, da sich der Bedarf an Batterien in Europa vervielfacht. Aufgabe der Fraunhofer FFB ist es daher, Spitzentechnologien in die Industrie zu Überführen, um den technologischen Fortschritt für die Energiewende voranzutreiben.
Autorin: Christina Hoppenbrock
Dieser Artikel stammt aus der Unizeitung wissen