Renommierter Kunsthistoriker hält am 1. Dezember Vorlesung am Dahlem Humanities Center der Freien Universität Berlin
Die diesjährige Hegel Lecture, einer der öffentlichen Höhepunkte im akademischen Kalender der Freien Universität Berlin, hält am 1. Dezember 2022 der Kunsthistoriker Victor Stoichita von der Université de Fribourg. Er spricht über ,,Das Ikonographisch-Unbewusste des Georg Wilhelm Friedrich Hegel". Organisiert wird die Hegel Lecture vom Dahlem Humanities Center (DHC). Um Anmeldung wird bis zum 28. November 2022 gebeten. Die jährlich stattfindende Hegel Lecture wird von weltweit herausragenden Geisteswissenschaftlerinnen und Geisteswissenschaftlern gehalten und richtet sich sowohl an das Fachpublikum als auch an die interessierte öffentlichkeit.
Victor Stoichita ist der erste Kunsthistoriker, der in der Reihe sprechen wird. Er gilt als herausragender Vertreter seiner Disziplin und hat insbesondere zur Bildhermeneutik und der Funktion von Bildern in der westlichen Tradition geforscht, diskursprägend waren unter anderem seine kunsttheoretischen Studien zum bildlichen ,,Selbstbewusstsein" im 16. und 17.Jahrhundert, also zu Formen der Reflexion bildlichen Vermögens im Gemälde und mit den Mitteln des Gemäldes. Seine jüngeren Forschungen beschäftigen sich mit der Darstellung und Konstruktion des ,,Anderen" in der Kunst der frühen Neuzeit, einer Zeit europäischer Expansion und Kolonisierung und damit interkultureller Erfahrungen und transkultureller Verflechtung aber auch sozial konstruierter Zuschreibungen, die eine Grundlage rassistischer Klassifikationen bildeten. In seinem vielbeachteten und in mehrere Sprachen Übersetzten Buch Darker Shades. The Racial Other in Early Modern Art (University of Chicago Press, 2019) untersucht er ausgeht von dem grundlegenden Unterschied von ,,difference" und ,,otherness" Verbildlichungen ,,nicht-europäischer" Individuen und diskutiert deren Anteil an sozialen Konstruktionen.
Ausgehend von diesen Überlegungen und dem Namensgeber der Hegel Lecture verbunden, widmet sich Victor Stoichita in seiner Vorlesung am 1. Dezember den Betrachtungen Hegels zur Darstellung menschlicher Haut, die mit den ,,unbewussten" Metaphern des Kolorits - der Harmonie, dem Farbenspiel, den Schattierungen der menschlichen Körperoberfläche - im Mittelpunkt der Ausführungen stehen werden.
Am Folgetag der Hegel Lecture, am 2. Dezember um 10 Uhr, findet ein Workshop mit Victor Stoichita unter dem Titel ,,Das Bild des Anderen" statt. Teilnehmen können Studierende und Promovierende der geisteswissenschaftlichen Fächer der Freien Universität und anderer Universitäten. Eine gesonderte Anmeldung dafür ist bis 25. November nötig.
Victor Stoichita wurde 1949 in Bukarest (Rumänien) geboren. Er studierte Kunstgeschichte an der Universität ’La Sapienza’ in Rom, an der Universität München (Humboldt Fellow) und an der Universität Paris - La Sorbonne. Von 1991 bis 2019 war er ordentlicher Professor für Kunstgeschichte der Neuzeit an der Université de Fribourg. Er war Inhaber der Chaire du Louvre (2014), der Chaire Internationale Franqui (2015) an verschiedenen belgischen Universitäten, der Panofsky-Professur des Zentralinstituts für Kunstgeschichte in München (2016) sowie der Chaire Européenne du Collège de France de Paris (2018), sowie Fellow am Wissenschaftskolleg (2002/03). Er ist Autor mehrerer Grundlagenwerke der Kunstgeschichte, Übersetzt in zahlreiche Sprachen sowie eines autobiografisch-fiktionalen Romans ’Oublier Bucarest’ (Actes Sud, 2014), preisgekrönt durch die Académie Française. Victor Stoichita ist unter anderem Träger des Wissenschaftspreises der Aby-Warburg-Stiftung (2020), Mitglied der Academia Europaea, assoziiertes Mitglied der Académie Royale de Belgique und auswärtiges Mitglied der Accademia dei Lincei.
Das 2007 gegründete Dahlem Humanities Center (DHC) der Freien Universität Berlin vernetzt in deutschlandweit einzigartiger Breite die geisteswissenschaftliche Forschung an der Freien Universität Berlin und schafft eine interdisziplinäre Plattform für den universitären und internationalen Austausch. Die jährlich stattfindende Hegel Lecture ist in ihren Zielen dem in Hegels Philosophie zentral auftretenden Begriff der Freiheit verpflichtet, einem Wert, dem auch die Freie Universität Berlin, an der das DHC angesiedelt ist, Namen und Existenz verdankt. Im Zentrum der Veranstaltungen stehen Kernfragen und Schlüsselthemen der Geisteswissenschaften im 21.Jahrhundert: Thematisch geht es dabei immer wieder um den Dialog der Kulturen und Globalisierung, um Gerechtigkeit und Freiheit. Seit 2008 waren unter den bisherigen Vortragenden unter anderem der französische Philosoph André Glucksmann, die amerikanische Philosophin Judith Butler, der indische Kulturtheoretiker und Harvard-Professor Homi K. Bhabha sowie der deutsche Soziologe Armin Nassehi von der Ludwig-Maximilians-Universität München.
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