Sportpsychologie der Universität Münster feiert ihr 50. Jubiläum

Universitätsleitung beauftragte Aufbau des Arbeitsbereichs am 1. Oktober 1974

Als die Universitätsleitung Willi Essing am 1. Oktober 1974 offiziell damit beauftragte, die Sportpsychologie in Münster aufzubauen, steckte die Disziplin bundesweit noch in den Kinderschuhen - keine leichte Aufgabe also, ein wissenschaftliches Profil zu entwickeln. 50 Jahre später feiert der Arbeitsbereich nun nicht nur ein großes Jubiläum, sondern auch die eigene Weiterentwicklung: Die Geschichte der Sportpsychologie in Münster, die mit Willi Essing als erstem Professor begann, ist geprägt von personeller Kontinuität in der Leitung sowie Umbruchphasen und Neuausrichtungen in Forschung und Lehre.

Ein Rückblick: Die Sportpsychologie bestand seit 1974 bis in die 90er-Jahre hinein aus dem Arbeitsbereichsleiter, einem Sekretariat, einem weiteren hauptamtlichen Wissenschaftler sowie studentischen Hilfskräften. Eingegliedert in das Institut für Leibesübungen (heute: Institut für Sportwissenschaft) lag der strategische Fokus vornehmlich auf der Lehramtsausbildung. Einen thematischen Schwerpunkt bildete die Sozialpsychologie. Auch heute fallen noch viele Projekte in diesen Bereich, zum Beispiel die Forschung zu Zuschauern, Teamsportarten oder zum Heimvorteil. Die Pionierarbeit der 70erund 80er-Jahre stellte die Weichen für die weitere Entwicklung der Disziplin in Münster. "Damals hatten internationale Kongressreisen Seltenheit und Online-Publikationen von Forschungsergebnissen waren wie E-Mails an auswärtige Kollegen noch nicht möglich", erklärt Bernd Strauß, der die Leitung des Arbeitsbereichs im Jahr 1998 Übernahm.

Der Umbruch zum Ende des Jahrtausends war nicht nur personeller, sondern auch strategischer Natur. Bis dahin gab es in der Sportwissenschaft hauptsächlich Dauerstellen, diese wurden zugunsten von Qualifikationsstellen (wie Doktoranden oder Postdocs) reduziert. Da diese Stellen seit jeher einen hohen Forschungsanteil haben, veränderte dies nicht nur die Identität des Instituts, sondern auch die der Sportpsychologie. In Zahlen bedeutet das bis heute: 22 Promotionen und fünf Habilitationen in der Sportpsychologie. Sieben Mitglieder des Arbeitsbereichs haben seitdem eine Professur erhalten. Zudem vergrößerte sich das Team stetig: Bernd Strauß begann 1998 noch ohne wissenschaftlichen Mitarbeiter. In den folgenden 25 Jahren waren es insgesamt über 50 Hauptamtliche, die in unterschiedlichen Beschäftigungssituationen und Finanzierungen am Arbeitsbereich arbeiteten.

Ein Erfolgsfaktor für Gegenwart und Zukunft seien Zusammenarbeiten mit internationalen Arbeitsgruppen, aber auch interdisziplinäre Kooperationen - wie das Graduiertenkolleg "Vertrauen und Kommunikation in einer digitalen Welt", das über neun Jahre durch die Deutsche Forschungsgemeinschaft gefördert wurde. "Aus dem Kolleg sind viele Promotionen und ein reger Forschungsaustausch zwischen den Disziplinen entstanden. Das ist einer unserer größte Erfolge", sagt Bernd Strauß, der 2012 einer von 14 Antragstellern war.

In zwei Jahren steht ein weiterer Umbruch an, wenn Bernd Strauß nach 28 Jahren in den Ruhestand geht. "Ich werde mit Spannung beobachten, in welche Richtung sich die Sportpsychologie weiterentwickelt", betont er.