Autorin befasst sich mit Folgen des Klimawandels und Übernimmt Samuel-Fischer-Professur am Peter Szondi-Institut
Die schottische Schriftstellerin Nancy Campbell Übernimmt im Sommersemester 2023 die Samuel-Fischer-Gastprofessur für Literatur am Peter Szondi-Institut für Allgemeine und Vergleichende Literaturwissenschaft der Freien Universität. Unterrichten wird sie das Seminar ,,On water and other voices", in dem die Bedeutung von Wasser für die somatische - also körperliche - Erfahrung von Umwelten im Fokus steht. Ihre Antrittsvorlesung unter dem Titel ,,Hot Metal Frozen Paper" hält sie am 4. Mai 2023.In ihrem literarischen Werk setzt sich Nancy Campbell in vielfältiger und innovativer Weise mit den Folgen des Klimawandels auseinander. Besonders interessiert sie sich für marginalisierte oder vom Aussterben bedrohte Sprachen als Archive eines ökologischen Bewusstseins.
So verbindet ihr erstes Buch ,,How to Say ,I Love you’" in Greenlandic(2011) die Einführung in die Sprache Grönlands mit einer romantischen Erzählung. Auch der Lyrikband ,,Disko Bay"(2015) erkundet die Auswirkungen des Klimawandels auf die polare Region. Der Prosaband ,,The Library of Ice"(2018) wiederum fast Campbells Faszination für die zerklüftete Schönheit des Eises in Worte. Schließlich bietet der Band ,,Fifty Words for Snow"(2020; dt.: Fünfzig Wörter für Schnee, Hoffmann und Campe 2021) ein Alphabet des Schnees, das vom französischen ,,avalanche"bis zum mongolischen ,,zud"reicht.
An der Freien Universität Berlin wird Nancy Campbell im Rahmen der Samuel-Fischer-Gastprofessur ein Seminar mit dem Titel ,,On water and other voices"unterrichten. Erkundet wird dabei die Bedeutung von Wasser für die somatische Erfahrung von Umwelten. Ausgehend vom radikalen und unablässigen Wasserkreislauf soll das Verhältnis von Ecopoetry und Buchkunst untersucht werden. Wie schreiben Autor*innen über die Zeit in geologischen Dimensionen des fluiden Elements in der Ära einer globalen Umweltkrise? Diese Frage soll anhand von vielfältigen Texten besprochen werden, darunter außereuropäische, noch kaum kanonisierte Werke aus älteren Literaturen, wobei auch transhumane Stimmen (Gezeiten, Kerneis oder Myzelien) zu Wort kommen. Zudem geht es um die Frage, wie sich im Spannungsfeld von oralen Literaturen und Buchgeschichte spannende neue Zugänge zum ökokritischen Feld ergeben könnten. Studierende werden dazu ermuntert, die Grenzen des literarischen Ausdrucks in Texten zu erproben, indem sie über sprachliche Fremdheit und Verluste nachdenken.
Nancy Campbell wurde 1978 in Exeter geboren und lebt derzeit in Oxford (UK). Nach einem Studium der Anglistik in Oxford (1996 bis 1999) lernte sie Buchhandwerkskunst und war danach bei verschiedenen Kunstbuchdruckereien in den USA und Großbritannien tätig. Dabei arbeitete sie unter anderem mit den Künstlerinnen Sarah Bodman und Roni Gross zusammen. Zwischen 2010 und 2017 unternahm sie mehrere Reisen zu Forschungsstationen in der Arktis.
Im Jahr 2020 erhielt sie den prestigeträchtigen Ness Award der Royal Geographic Society für ihr intermediales Werk, darunter die Sachbücher ,,The Library of Ice" (2018) und ,,Fifty Words for Snow" (2020), die Lyrikbände ,,Disko Bay" (2015) und ,,Uneasy Pieces" (2022) sowie die Kunstbücher ,,Capturing Light" (2022) und ,,Grass of Parnassus" (2023). Zudem wurde ,,Disko Bay" nominiert für den Forward Prize for Best First Collection (2016) sowie für den Michael Murphy Memorial Prize (2017). Im vergangenen Jahr erschien ihr autobiographischer Bericht ,,Thunderstone" über ihren Ausstieg aus dem bürgerlichen Leben während des ersten Corona-Lockdowns. (cxm)
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