Mission Completed

Simon Steentjes
Simon Steentjes
Simon Steentjes ist neuer Leiter des Instituts für Elektrische Maschinen der RWTH Aachen

Professor Simon Steentjes ist an die RWTH Aachen zurückgekehrt und hat im Oktober den Lehrstuhl für Elektrische Maschinen und Antriebe übernommen. Der 37-jährige Elektrotechniker entdeckte schon früh seine Leidenschaft für Maschinen und Antriebe. ,,Mein Vater hat mir als Kind alles gezeigt. Wir haben in unserer Garage viel repariert und gewerkelt, und ich habe viel von ihm gelernt", erinnert sich Steentjes. Diese Erfahrungen prägten nicht nur seine Begeisterung für Technik, sondern auch seinen ausgeprägten Nachhaltigkeitssinn: ,,Ich habe von klein auf gelernt, Dinge zu reparieren, anstatt sie wegzuwerfen. Wir haben oft so lange getüftelt, bis die Sachen wieder funktionierten. Mein Vater hat mir dadurch gezeigt, dass man jedes Problem auch irgendwie lösen kann."

Bei seiner Technikbegeisterung lag die Entscheidung für ein Elektrotechnikstudium nah. Das führte den gebürtigen Bocholter 2006 an die RWTH und mündete 2017 in einer Promotion bei seinem Vorgänger Professor Kay Hameyer. Anschließend schnupperte Steentjes Industrieluft und arbeitete bei der Audi AG und Hilti Group. ,,In dieser Zeit lernte ich, wie wichtig das Feedback aus der Praxis für das Design und die Entwicklung elektrischer Maschinen ist, um zum Beispiel die Bedürfnisse und Herausforderungen der Serienfertigung in der Entwicklung zu berücksichtigen", erklärt er.

Bei Audi stieg er direkt in den Bereich der E-Mobilität ein. Bei Hilti, wo er 2022 die Leitung für die Elektromotoren und Antriebstechnologie übernahm, führte er unter anderem eine völlig neue E-Motoren-Plattform für Elektrowerkzeuge von der Wiege bis zur Serienfertigung. ,,Als das fertige Produkt dann in den Markt eingeführt wurde, war das schon ein besonderes Gefühl", so sich Steentjes.

Elektrische Maschinen sind unverzichtbar für zahlreiche Anwendungen - von Industrieanlagen Über Mobilität und Haushaltsgeräte bis hin zur Energieversorgung. Durch effizientere E-Maschinen und Antriebe bestehe daher ein großer Hebel zur Senkung der CO2-Emissionen, was einen bedeutenden Beitrag zum Klimaschutz leisten könne, erläutert Steentjes. Die kontinuierliche Weiterentwicklung dieser Technologie erfordere Forschung und Innovation, um Leistungsund Drehmomentdichte sowie Wirkungsgrad zu steigern und Fertigungstechniken zu verbessern. Gleichzeitig spiele Ressourceneffizienz unter Einsatz neuer Technologien eine entscheidende Rolle.

,,Ich möchte für mein Kind und die nachfolgenden Generationen eine lebenswerte Welt hinterlassen und halte eine nachhaltige Entwicklung elektrischer Maschinen und Antriebe für absolut essenziell." Um die Nachhaltigkeit und Effizienz unserer E-Maschinen zu optimieren, muss laut Steentjes auch ein besseres Verständnis der zur Herstellung verwendeten Materialien und Ressourcen erlangt werden. Allein der Einsatz und die Fertigung von magnetischen Materialien, die in jeder elektrischen Maschine stecken, berge ein großes Optimierungspotenzial, das aber zuerst verstanden werden müsse. ,,Der Entwicklungsfortschritt beteiligter Disziplinen und Komponenten wird bisher kaum berücksichtigt. Die Fertigungstechnik entwickelt sich rasant, aber wir müssen diese Entwicklungen auch in der Herstellung und Konzeption von E-Maschinen mitdenken, um das volle Potenzial zur Effizienzund Leistungsdichtesteigerung unserer Designs auszuschöpfen", sagt Steentjes.

Simon Steentjes ist Forscher mit Leib und Seele. Es macht ihm Spaß, mit Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftlern zu diskutieren, zu forschen und letztlich eine Lösung für bestehende Fragen und Probleme zu finden. Auch die Zusammenarbeit mit Studierenden und Doktoranden empfindet Steentjes als sehr bereichernd. ,,Die Arbeit mit jungen Menschen bringt stets neue Ideen und hilft mir, am Puls der Zeit zu bleiben. Es ist schön, nun wieder in der Lehre aktiv zu sein", sagt er. Rund 20 Abschlussarbeiten betreute er während seiner Industrietätigkeit. Trotz seiner Jahre in der Industrie blieb er der Wissenschaft verbunden und veröffentlichte kontinuierlich. Für ihn war immer klar, dass er irgendwann zurück in die Forschung gehen wollte. Steentjes hatte das Glück, sein Hobby zum Beruf machen zu können. Er finde es wichtig, das zu tun, was einen glücklich macht, sagt er. Und genau diese Einstellung gibt er auch an seine Studierenden weiter. ,,Als Professor hat man die Verantwortung, die nächste Generation mit Wissen auszustatten, sie zu motivieren und zu ermutigen, dem eigenen Können zu vertrauen", so der Ingenieur.

Den Weg zurück in die Wissenschaft hat er nun gefunden. Die Rückkehr an die RWTH ist für Steentjes auch ein persönlicher Erfolg. ,,Ich wollte schon immer zurück an die RWTH, das war meine ganz persönliche Mission, auf die ich hingearbeitet habe. Meine Familie hat mich dabei immer unterstützt und dafür bin ich sehr dankbar." Die Unterstützung seiner Familie ist dem Ehemann und Vater besonders wichtig. Und wenn er nicht gerade an neuen elektrischen Maschinen oder Antrieben forscht, dann tüftelt er am liebsten an der Motorisierung von Legofahrzeugen mit seinem Sohn.

Professor Simon Steentjes ist angekommen - Mission completed sozusagen.