Künstliche Intelligenz und soziale Roboter in der Autismustherapie

Daniela Wentz forscht am Käte Hamburger Kolleg zur Geschichte und Anwendung von
Daniela Wentz forscht am Käte Hamburger Kolleg zur Geschichte und Anwendung von emotionaler Künstlicher Intelligenz und sozialen Robotern in der Autismustherapie.
Die Medienwissenschaftlerin Daniela Wentz forscht am Käte Hamburger Kolleg: Kulturen des Forschens zur Geschichte und Anwendung von emotionaler Künstlicher Intelligenz (KI) und sozialen Robotern in der Autismustherapie.

Für die Diagnose und Therapie von neurodivergenten, insbesondere autistischen Menschen, werden vermehrt smarte Technologien in Form von KI und sozialen Robotern entwickelt. Sie werden vor allem in der Verhaltenstherapie eingesetzt, um erwünschtes Verhalten zu fördern und unerwünschtes zu reduzieren. Dabei stützen sich die Technologien vielfach auf Techniken zur Verhaltensmodifikation, mit denen in der Verhaltensforschung bereits seit den 1940er Jahren experimentiert wird. Auch damals dienten vor allem autistische Kinder als Zielund Testpersonen für die Technologien.

In ihrem Forschungsprojekt am Käte Hamburger Kolleg: Kulturen des Forschens setzt sich Daniela Wentz aus einer medienund wissenschaftshistorischen Perspektive kritisch mit diesen Technologien und den damit verbundenen etablierten Praktiken auseinander. Sie beleuchtet die enge Verknüpfung zwischen dem radikalen Behaviorismus, einer Strömung der Verhaltensforschung, der Geschichte des Autismus und der Entwicklung der KI und der sozialen Robotik.

in Ausgangspunkt von Wentz’ Überlegungen ist die These, dass die behauptete Lebensnähe sozialer Roboter mit der angenommenen Maschinenhaftigkeit autistischer Menschen zusammenhängt. Für Robotikund Technologieunternehmen spielen solche Parallelen eine zentrale Rolle. Die Darstellung von autistischen Menschen als maschinenhaft und umgekehrt von Robotern sowie anderen künstlichen Agenten als autistisch dient als Rechtfertigung für die Entwicklung lebensechter Maschinen, die in der Lage sind, menschliche Emotionen zu erkennen, zu simulieren und zu beeinflussen.

Ziel des Forschungsprojekts ist es zu beschreiben, wie autismusspezifisches Wissen die Entwicklung emotionaler KI beeinflusst hat und wie Technologien wiederum das vorherrschende Verständnis von Autismus geprägt haben und prägen.

Käte Hamburger Kolleg

Das Käte Hamburger Kolleg: Kulturen des Forschens ist ein internationales Center for Advanced Studies für Philosophie, Soziologie und Geschichte der Wissenschaft und Technik an der RWTH Aachen University. Zusammen mit internationalen Gastwissenschaftler*innen untersucht es den Wandel von Forschungskulturen in Wissenschaft und Technik und entwickelt einen methodischen Ansatz, um die Integration verschiedener Disziplinen in die Wissenschaftsforschung zu stärken. Dies geschieht im engen Austausch der Geistesund Sozialwissenschaften mit den Lebens-, Natur-, Technikund Ingenieurwissenschaften.