Internationale Anthropologie-Tagung in Münster

ENPA-Konferenz bringt ab dem 11. Juni Anthropologie und Psychologie näher zusammen / Interessierte sind willkommen

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Zu sehen ist eine Grafik. Das Plakat zeigt einen Kopf mit zwei Gesichtern auf lilafarbenem Hintergrund. Zu lesen sind der Titel und das Datum der Konferenz. Ein QR-Code führt zu weiteren Informationen. © ENPA
Fragen zu psychischer Gesundheit, Bildung und Erziehung stehen im Mittelpunkt der dritten Konferenz des European Network for Psychological Anthropology (ENPA) unter dem Titel ,,Anthropologies and Psychologies in Inter/Action - Engaging Interdisciplinary Perspectives". Vom 11. bis 13. Juni erwarten die Veranstalter 150 Teilnehmende aus aller Welt sowie etwa 50 Kolleginnen und Kollegen aus Münster im Schloss der Universität. Interessierte sind willkommen, jeweils vormittags die öffentlichen Keynotes in der Aula zu hören, sich am Nachmittag für die Panels und ,,Labs" zu registrieren oder abends Diskussionen und Filmvorführungen in der Studiobühne der Universität am Domplatz 20-22 zu besuchen. Studierende aus Münster können kostenlos an allen Programmpunkten teilnehmen. Eine Anmeldung ist erforderlich. Die Konferenzsprache ist Englisch.

Einer der Keynote-Sprecher ist Dr. Byron J. Good, Professor für Medizinische Anthropologie an der Harvard Medical School und am Department of Anthropology der Harvard University. Er beleuchtet die humanitäre Hilfe in post-katastrophalen Situationen am Beispiel seiner langjährigen Forschung in Aceh auf Sumatra nach dem Tsunami im Jahr 2004 und plädiert dafür, die Perspektiven der betroffenen Menschen zu stärken. Dabei geht es ihm unter anderem darum, zu zeigen, warum bestimmte Trauma-Therapien nicht anschlagen, weil ein anderes Konzept von der Person vorgefunden wird, das beispielsweise Ahnengeister und bestimmte Beerdigungsrituale umfasst.

Der Psychologe und Ethnologe James Davies von der Londoner University of Roehampton erläutert, warum psychische Heilung in einem neoliberal strukturierten Gesundheitssystem eigentlich nicht möglich ist. Charissa Chia von der US-amerikanischen University of Maryland stellt ihre Forschung zur Entwicklung und Erziehung von asiatisch-amerikanischen Jugendlichen vor.

,,Dieses Jahr stehen die Schnittstellen zwischen psychologischer Anthropologie und anthropologischer Psychologie im Mittelpunkt der Konferenz", erläutert Thomas Stodulka von der Universität Münster, einer der Co-Initiatoren des ENPA-Netzwerks. Die Konferenz beleuchte darüber hinaus Perspektiven zur Diversifizierung und Dekolonialisierung von Forschungsmethoden und Lehrplänen. ,,Solche selbstreflexiven und kollaborativen Ansätze scheinen von entscheidender Bedeutung zu sein, da sie hegemoniale Grundannahmen über Fühlen, Denken, Interagieren oder Lernen in Frage stellen." Ziel sei es, die beiden Disziplinen Ethnologie beziehungsweise Anthropologie und Psychologie zueinander zu bringen. Dass die Fächer seit einiger Zeit näher zusammenrücken, davon sind Joscha Kärtner, Entwicklungspsychologe an der Universität Münster und Mitveranstalter der Tagung, und Thomas Stodulka vom Institut für Ethnologie überzeugt. ,,Wir sind eine junge Szene, die jedoch schnell wächst."