Große Oper auf der Kleinbühne

Hochschulgruppe Ex Prèterito inszeniert ACTÉON - Aufführungen im August

Im vergangenen Februar wurden Besucher der Studiobühne ins Frankreich des 17. Jahrhunderts entführt. Auf der Bühne tummelten sich Menschen in weißen Gewändern, die Speere in ihren Händen hielten - in ihrer Mitte stand ein Mann, aus dessen Kopf ein Geweih wuchs. "ACTéON" ist der Name dieser Oper des französischen Komponisten Marc-Antoine Charpentier. Sie basiert auf einem Gedicht des römischen Dichters Ovid vom Anfang des ersten Jahrhunderts nach Christus.

"In unserer Interpretation der Geschichte geht es um einen Mann, der zur falschen Zeit am falschen Ort ist", erzählt Åukasz Kusmierz. Er ist der Leiter des Musikensembles Ex Prèterito, das das Stück in der Studiobühne inszenierte. In der Oper, die von einem Mann erzählt, der bei einem Jagdausflug zufällig die Göttin Diane beim Baden beobachtet und daraufhin in einen Hirsch verwandelt wird, spielt er außerdem den titelgebenden Actéon. "Als ich zum ersten Mal darüber nachgedacht habe, ein Stück aus der Oper aufzuführen, wollte ich zur optimalen Vorbereitung auch über den historischen und mythologischen Kontext Bescheid wissen", erinnert er sich. Er wandte sich deshalb an seinen Freund Timo Kulartz. Er ist Masterstudent der Archäologie und der Regisseur der Inszenierung von ACTéON. "Ich hatte schon früh eine Faszination für Mythologie", sagt er. "Deswegen hat es mir erst recht Spaß gemacht, meine Fähigkeiten für ein solches Projekt einzusetzen."

Die beiden Studenten kennen sich aus Schulzeiten, haben auch schon zusammen Musik gemacht, aber nie professionell. "Irgendwann ergab sich die Idee, dass ich die Regie beim Opernprojekt Übernehme", entsinnt sich Timo Kulartz. Für einen Archäologiestudenten eine ungewöhnliche Position. Der nicht ganz typische Fachbereich habe allerdings keine negativen Auswirkungen auf die Inszenierung gehabt, meint Åukasz Kusmierz. "Der Blick von außen kann bei einem solchen Projekt Gold wert sein. Ich handle dabei gerne nach der Faustregel: -Wenn es dem Regisseur gefällt, gefällt es auch dem Publikum’."

Diese Einschätzung scheint sich bewährt zu haben. An beiden Aufführungsterminen war die Studiobühne ausverkauft. Ein voller Erfolg, sagt Åukasz Kusmierz. "Ich bin begeistert, dass eine Oper in französischer Sprache so viel Anklang findet. Nach dieser Resonanz wollten wir das Werk unbedingt noch einmal auf die Bühne bringen." Zwei Termine für weitere Aufführungen stehen bereits fest: der 24. und 25. August, jeweils 18 Uhr (Normalpreis zehn Euro, ermäßigt fünf Euro). Tickets können online reserviert werden.

Ex Prèterito ist seit dem Wintersemester 2022/23 als Hochschulgruppe der Universität Münster gelistet und wird in seinem Vorhaben von Fördermitteln der Universitätsgesellschaft Münster und des Kulturfonds der Universität unterstützt. "Selbst bei einer günstigeren Version einer großen Oper entstehen oft unerwartete Kosten", erzählt Åukasz Kusmierz. "Wir sind sehr dankbar, dass es diese Möglichkeiten gibt, um Projekte wie dieses auf die Bühne zu bringen."

Autor: Tim Zemlicka

Dieser Artikel stammt aus der Unizeitung wissen