Einblicke in die Frühzeit der Jenaer Universität

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Enrico Paust mit Gesichtsrekonstruktion und Porträt von Ortolph Fomann dem Jünge
Enrico Paust mit Gesichtsrekonstruktion und Porträt von Ortolph Fomann dem Jüngeren. Foto: Anne Günther (Universität Jena)
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Wie lebten die Professoren und Studenten der Universität Jena in der Frühen Neuzeit? Wie kleideten sie sich, was aßen sie, was tranken sie? Und schließlich: Woran star­ben sie? Antworten auf diese und viele weitere Fragen finden Forscherinnen und Forscher seit 2018 in dem Projekt ,,Frühe Jenaer Universitätsgeschichte anhand des Kollegienquar­tiers und unter besonderer Berücksichtigung der Rektorengräber". Erste Ergebnisse sehen und Einblicke in die Forschung gewinnen können Besucherinnen und Besucher in der Ausstellung ,,Das Collegium Jenense. Ein universitäres Bauensemble von europäischer Bedeutung - Archäologie, Geschichte & Zukunft", die vom 18. November bis zum 23. Dezember 2022 im Ausstellungsraum (E025) des Hauptgebäudes der Friedrich-Schiller-Universität Jena (Fürstengraben 1) gezeigt wird.  

Prunkstück ist das rekonstruierte Gesicht eines Professors   ,,Wir zeigen Funde aus der Kollegienkirche, darunter Gegenstände, die einst den Studenten gehört haben", sagt Enrico Paust. Der Kustos der Sammlung Ur- und Frühgeschichte der Universität ist der Koordinator des Forschungsprojekts. Zu sehen ist beispielsweise ein maßstabsgerechtes Modell der einstigen Kollegienkirche. Sie war über Jahrhunderte der zentrale Festund Bestattungsplatz der Jenaer Universität. Prunkstück der Schau ist sicher die Gesichtsrekonstruktion des Professors Ortolph Fomann der Jüngere. Ausgehend vom Schädel, der bei den Ausgrabungen im Areal der Kollegienkirche gefunden worden war, rekonstruierte die Rechtsmedizinerin Dr. Constanze Niess in Frankfurt/M. das Antlitz Fomanns. Das Ergebnis zeigt in Originalgröße das Gesicht eines Menschen, der am 6. Juni 1640 in Jena starb. Zu sehen sind außerdem figürliche Fragmente von Epitaphen, monumen­tale Schnitzwerke, die vom Leben und Wirken der Verstorbenen kündeten. Wie Dr. Paust erläutert, sind zumeist nur noch Teile der Epitaphe erhalten, da die Kollegienkirche im Frühjahr 1945 bei einem Bombardement zerstört wurde. Zugleich waren die Kriegsschäden der Anlass, erste Grabungen im Areal vorzunehmen und Gegenstände aus der Frühzeit der Universität zu bergen. Vieles davon harrt noch seiner Bearbeitung und Deutung. Gezeigt werden in der Ausstellung zudem zwei Kopfbedeckungen, die aus Grabstätten geborgen wurden. Dazu kommen Tafeln, die Forschungsarbeiten erklären und das Areal des Collegium Jenense historisch einordnen. Die Gründungsstätte der Universität Jena kann immerhin für sich beanspruchen, durchgehend seit 1548 universitär genutzt zu werden. Eine nahezu einmalige Kontinuität in ganz Europa.   

Die Ausstellung ,,Das Collegium Jenense" wird am Donnerstag, dem 17. November, feierlich eröffnet. Ab 18.30 Uhr begrüßen Präsident Walter Rosenthal und Andreas Lesser die Gäste im Hörsaal 24 im Universitätshauptgebäude (Fürstengraben 1). Andreas Lesser ist Gründer der Friedrich-Christian-Lesser-Stiftung und Nachfahre der im Collegium bestatteten Professoren. Im Anschluss führt Dr. Enrico Paust ins Thema der Ausstellung ein. Der Eintritt ist frei, Gäste sind herzlich willkommen.

Geöffnet ist die Schau bis zum 23. Dezember, Montag bis Freitag von 10 bis 18 Uhr, der Eintritt ist frei.

Zum Rahmenprogramm gehören öffentliche Führungen zur Langen Nacht der Wissen­schaften am 25. November jeweils um 18.30, 20.30 und 22.30 Uhr. Geöffnet ist an diesem Tag bis 24 Uhr. Außerdem sprechen Joachim Bauer, Stefan Gerber und Enrico Paust am 6. Dezember um 18 Uhr im Hörsaal 24 zum Thema ,,Das Collegium Jenense - Ein universitäres Bauensemble von europäischer Bedeutung".