Berlin ist Heimat vieler lateinamerikanischer Autor*innen und Künstler*innen sowie Protagonistin lateinamerikanischer Literatur. Um diese reiche und dynamische Literaturszene in Berlin sichtbarer zu machen und ihre Akteur*innen stärker zu vernetzen, haben das Kollektiv ,,transatlántico" und der Verein ,,alba.lateinamerika lesen" gemeinsam mit dem Exzellenzcluster ,,Temporal Communities" der Freien Universität Berlin das Festival BARRIO BAIRRO BERLIN ins Leben gerufen. Gefördert wird das Festival durch den Hauptstadtkulturfonds.
Zur Eröffnung von BARRIO BAIRRO BERLIN am 10. Oktober im aquarium am Kottbusser Tor in Kreuzberg beschäftigt sich der aus Brasilien stammende Dichter Ricardo Domeneck in einer Lecture Performance mit der Bedeutung Berlins für die lateinamerikanische Literatur. Anschließend erkunden Regina Riveros, Elsye Suquilanda, Lisa Spöri und Amaya Gallego mit einer Performance die Grenzen der traditionellen Lesung.
Insgesamt werden mehr als 80 Autor*innen, Künstler*innen und Übersetzer*innen an verschiedenen Orten in Berlin auftreten. In Lesungen, Performances, Panelgesprächen, Workshops, Klangritualen und Spaziergängen machen die Künstler*innen die vielschichtigen kulturellen Beziehungen zwischen Lateinamerika und Deutschland sichtbar - aus transtemporalen, dekolonialen und interdisziplinären Perspektiven. Sie setzen sich mit Migration und Fragen nach Zugehörigkeit und Fremdheit auseinander, mit dem Schreiben in einer fremden Sprache, mit Übersetzung, Körper und Begehren und erkunden Möglichkeiten, lateinamerikanische künstlerische Identitäten in Berlin neu zu entwickeln. (jkr)
Ausgewählte Programmhighlights von BARRIO
BAIRRO BERLIN:
- 11. Oktober, 16:30 Uhr, ANTI-GUIDE, BARAZANI.berlin, Spreeufer 6, 10115 Berlin: Die quechua Künstlerin und Aktivistin Daniela Zambrano Almidón lädt zu einem künstlerischen Spaziergang und Workshop. Teilnehmenden können erkunden, wie koloniale Narrative in den Ausstellungen zum Ausdruck kommen.
- 15. Oktober, 19:00 Uhr, DECOLONIZE!, Lettrétage, Veteranenstraße 21, 10119 Berlin: Die bildende Künstlerin und Kuratorin Alice Creischer sowie die Autorinnen Gabriela Wiener und Alan Pauls diskutieren, wie Prozesse der Dekolonisierung und De-Exotisierung lateinamerikanischer Kulturen gefördert werden können. Begleitend werden Videos des Künstlers Ricardo Aleixo und der Schriftstellerin Alia Trabucco Zerán gezeigt.
- 16. Oktober, 19:00 Uhr, LATINOFUTURISMUS. EINE VERGANGENE ZUKUNFT, Lettrétage, Veteranenstraße 21, 10119 Berlin: Der Künstler André Felipe, der Dichter und Übersetzer Léonce Lupette und die Dramatikerin Lola Arias besprechen das Konzept des Latinofuturismus als Möglichkeit, lateinamerikanische Kultur in ihren verschiedenen Zeitlichkeiten zu verstehen. Ergänzt wird das Gespräch mit einer Klangintervention der Musikerin Berenice Llorens.
- 17. Oktober, 17:00, AKTIVIERUNGSLABOR. ARCHIV NEU SCHREIBEN, Ibero-Amerikanisches Institut, Potsdamer Straße 37, 10785 Berlin: Am Schlusstag von BARRIO
BAIRRO BERLIN inszenieren die Künstler Juan Ignacio Chávez, André Felipe, Ludmila Fuks, Paloma Zamorano Ferrari und Camilo Echeverri das kreative und politische Potenzial der Sammlungen des Ibero-Amerikanischen Instututs: Durch Installationen, Lesungen, Performances und Orakellesungen machen die Künstler das IAI als einen lebendigen Raum voller Geschichten erlebbar.
Der Exzellenzcluster ,,Temporal Communities. Doing Literature in a Global Perspective"
Der Forschungsverbund ,,Temporal Communities", angesiedelt an der Freien Universität Berlin, denkt Weltliteratur neu und geht davon aus, dass die zeitlichen Verflechtungen der Literatur entscheidend zu ihrer Globalisierung beitragen. Der Cluster, der 2019 seine Arbeit aufgenommen hat, ist eine dynamische und flexible Plattform für kollaborative Forschung mit einem umfangreichen Stipendienprogramm, einem globalen Netzwerk von akademischen Partnerinstitutionen und mit Kooperationen mit der lebendigen Literaturund Kunstszene Berlins.Das wissenschaftliche Ethos der Freien Universität Berlin wird seit ihrer Gründung im Dezember 1948 von drei Werten bestimmt: Wahrheit, Gerechtigkeit und Freiheit.