Artenschutz: Luchs-Auswilderung im Thüringer Wald

Luchs Viorel, ein Wildfang aus den rumänischen Karpaten, bei der Auswilderung im
Luchs Viorel, ein Wildfang aus den rumänischen Karpaten, bei der Auswilderung im Thüringer Wald. Foto: WWF/Max Kesberger

Langzeitprojekt mit Beteiligung der Universität Göttingen startet mit deutsch-rumänischen Tieren

 

Am späten Nachmittag war es soweit: Im Thüringer Wald sind gestern im Rahmen des Projekts ,,Luchs Thüringen - Europas Luchse vernetzen" die ersten beiden Luchse ausgewildert worden. Bei den Tieren handelt es sich um Luchsin Frieda aus der Zucht des Wildkatzendorfs Hütscheroda und Luchs Viorel, einen Wildfang aus den rumänischen Karpaten. Beide Luchse wurden Ende April dieses Jahres in ein Auswilderungsgehege im mittleren Thüringer Wald gebracht. Zwei weitere, sorgfältig ausgewählte Gehege-Nachzuchten sollen Frieda und Viorel im Spätsommer in die Freiheit folgen. Ziel ist es, in den kommenden vier Jahren jedes Jahr bis zu fünf Luchse auszuwildern.

,,Unser Ziel ist eine gesunde und stabile Luchspopulation im Thüringer Wald, mit der wir allmählich die Luchspopulationen in Deutschland und Mitteleuropa vernetzen", so Thüringens Umweltminister Bernhard Stengele. ,,Dieses Projekt ist dafür enorm wichtig, und ich danke den vielen Partnerinnen und Partnern, die zum guten Gelingen beitragen."

Mit der Auswilderung der Luchse hat sich ein breites Bündnis aus zehn Organisationen das Ziel gesetzt, dem Luchs eine dauerhafte Zukunft in unseren Wäldern zu schaffen. Mit dabei ist auch die Abteilung Naturschutzbiologie der Universität Göttingen, in der die Ausbreitung des Luchses in Mitteldeutschland bereits seit zehn Jahren erforscht wird. ,,Momentan fällt es der Art noch schwer, sich neue Lebensräume zu erschließen. Daher muss es gelingen, durch gezielte Ansiedlungen in geeigneten Lebensräumen die bislang isolierten Luchsvorkommen miteinander zu vernetzen", erklärt Markus Port, Naturschutzbiologe an der Universität Göttingen. ,,Mit der Freilassung Friedas und Viorels ist der erste Schritt zum Aufbau eines neuen Luchsvorkommens in einer hervorragend geeigneten geografischen Lage getan. Dieser neue Populationskern soll langfristig Teil einer großen, vernetzten Luchspopulation zwischen Harz und Bayerischem Wald werden." Forschende der Universität Göttingen unterstützen das Projekt beim Monitoring, also bei der Beobachtung und Überwachung der neu entstehenden Luchspopulation.


Die Auswilderung der beiden Luchse erfolgte nach dem sogenannten ,,Soft-Release-Verfahren", bei dem die Tiere vor ihrer Freilassung für etwa vier Wochen in einem Auswilderungsgehege gehalten wurden, um ihnen eine sanfte Eingewöhnung an ihre neue Umgebung zu ermöglichen. In zwei getrennten Bereichen des Geheges konnten sich die Tiere außerdem schon vor ihrer Freilassung gegenseitig beschnuppern. Auf diese Weise soll erreicht werden, dass die Luchse gemeinsam im Auswilderungsgebiet verbleiben.

Das Projekt ,,Luchs Thüringen - Europas Luchse vernetzen" läuft bis Ende August 2027 und wird im Rahmen des Programms ,,Förderung von Vorhaben zur Entwicklung von Natur und Landschaft" des Thüringer Ministeriums für Umwelt, Energie und Naturschutz umgesetzt. Die Gesamtkoordination des Projekts liegt beim Bund für Umwelt und Naturschutz Deutschland (BUND),ÖLandesverband Thüringen. Weitere Informationen sind unter www.luchs-thueringen.de zu finden.