
Was passiert derzeit in Island?
Am 14. Januar gab es am Vulkan Bárðarbunga auf Island einen Erdbebenschwarm mit mindestens 140 einzelnen Events, was unter anderem zur Erhöhung der Alarmstufe führte. Es war laut der isländischen Meteorologiebehörde IMO der stärkste Erdbebenschwarm seit dem Ende der letzten Eruption 2014/2015. Diese sogenannte ,,seismische Krise" ereignete sich am nordwestlichen Calderarand und wurde wahrscheinlich durch eine Magmenintrusion, also einen beginnenden Magmenaufstieg vom oberflächennahen Reservoir zur Oberfläche, verursacht. Inzwischen ist diese Aktivitätsphase aber beendet, zu einem Ausbruch kam es nicht.
Kann es denn zu einem Ausbruch des Vulkans Bárðarbunga kommen?
Ja, der Bárðarbunga ist ein aktiver Vulkan und geodätische Daten zeigen seit 2015 eine Bodenhebung, die darauf hindeutet, dass sich Magmen im Untergrund anreichern.
Welche Folgen könnte das haben? Droht wieder eine Aschewolke, die es schafft, den Flugverkehr massiv einzuschränken?
Der Bárðarbunga ist ein großer und zum Teil von einem Gletscher bedeckter Vulkan, der von den isländischen Kolleginnen und Kollegen genau überwacht wird. Im Ausbruchsfall könnte es durch das Aufeinandertreffen von Lava und Eis zu Laharen, also Schuttund Schlammlawinen aus einer Mischung aus Asche und Schmelzwasser, kommen. Auch ein erhöhter Ascheauswurf wäre zu erwarten. Inwieweit sich dieser auf den Flugverkehr auswirkt, hängt von der Höhe der Aschesäule und den Wetterverhältnissen wie der Windrichtung ab. Der Luftraum könnte, wie auch schon beim Ausbruch des Eyjafjallajökull 2010, beeinträchtigt werden.
Der Vulkan liegt in unmittelbarer Nähe eines Gletschers. Welche Wechselwirkung kann ein Vulkanausbruch mit dem Eis haben?
Eis erhöht das Gefahrenpotenzial eines Vulkans, es kann zu den beschriebenen Laharen oder zu explosiven, sogenannten phreatischen oder phreatomagmatischen Eruptionen kommen.
Warum kommt es gerade in Island immer wieder zu solchen Ereignissen?
Island sitzt auf einem Hotspot und an einer Plattengrenze. Der Inselstaat hat damit schier unerschöpfliche Magmenressourcen.
Wie können wir Vulkane überwachen und möglichst präzise und frühzeitig warnen?
Eine Prognose - Vorhersagen sind noch nicht möglich - ist nur an Vulkanen möglich, die mit einem dichten Messnetzwerk aus insbesondere Seismometern und GNSS-Stationen ausgestattet sind. Diese messen über möglichst lange Zeiträume die Seismizität und Bodendeformationen, auch die Entgasung wird überwacht. An aktiven Vulkanen lernen wir dann durch lange Messzeitreihen, aber auch durch ihre Ausbrüche, wie die innere Architektur des Magmen-, Speicherund Transportsystems aufgebaut ist, welche strukturellen Instabilitäten die Vulkangebäude aufweisen und welche ,,Verhaltensmuster" auftreten. Identifizieren wir ähnliche Muster, so kann uns die richtige Interpretation der Datenlage helfen, vor bevorstehenden Eruptionen zu warnen.